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Der geplatzte Schokoladendeal

■ Anwalt wegen Haschischschmuggels in den Knast angeklagt

Die schönsten Pausen sind lila. Im Tegeler Knast werden sie noch schöner, wenn sich die zarte Milka- Schokolade als Haschischriegel entpuppt. Aber wehe, die Beamten der Abteilung Drogen bekommen davon Wind.

Wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz müssen sich seit gestern der 45jährige Häftling Hans-Jürgen Sch. und dessen früherer Rechtsanwalt Mario S. vor dem Landgericht verantworten. Der 56jährige Jurist soll seinem Mandanten Anfang Januar vergangenen Jahres ein in Milka- Schokoladenpapier gewickeltes, 85 Gramm schweres Stück Haschisch übergeben haben. Tatort war eine für Anwaltssprechstunden bestimmte Besucherzelle im Knast. Der Deal flog jedoch auf, weil die Abteilung Drogen offensichtlich einen Tip bekommen hatte. Ein Justizbeamter fand die Schokoladentafel in einem Leitzordner, als er den Häftling nach der Sprechstunde kontrollierte. „Die Rückseite war ganz unfachmännisch zugeklebt“, sagte er gestern als Zeuge.

Der angeklagte Diplomjurist aus Prenzlauer Berg, dem die Anwaltszulassung inzwischen aus anderen Gründen entzogen worden ist, gab an, vom wirklichen Inhalt der Schokoladentafel nichts gewußt zu haben. Eine unbekannte Person habe ihm das mit dem Namen des Gefangenen versehene Päckchen ins Büro gebracht. Ein paar Tage später habe er es mit in den Knast genommen. „Ich habe so etwas noch nie zuvor gemacht“, behauptete Mario S. „Von mir hat er nicht erfahren, daß da Haschisch drin war“, bestätigte der mitangeklagte Häftling gestern. Eigenen Angaben zufolge hatte er das Päckchen zuvor schriftlich bei dem Anwalt angefordert und ihm dafür einen Kurierlohn von 300 Mark in Aussicht gestellt. Das Geld hatte er auch gleich nach der Sprechstunde bezahlt. Der Jurist sagte dazu, er habe dies als Honorar für seine anwaltliche Tätigkeit verstanden. Der Prozeß wird am kommenden Freitag fortgesetzt. plu

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