: Buttersäure unterm Bieraffen
■ "Autonome Gruppen" kämpfen gegen eine angeblich rassistische Kneipe
Selbsternannte Antifaschisten machen neuerdings einem Schankbetrieb in Mitte zu schaffen. Am Sonntag morgen gegen 6 Uhr überfielen sie die Kneipe „Zum Afrikaner“ an der Kastanienallee, schlugen Fensterscheiben ein und warfen Buttersäure in die Räume. „Eine Horde schwarzgekleideter, junger Leute hat mit Eisenstangen Jalousien und Fenster vollständig zerstört“, gibt die Geschäftsleitung der Kneipe den Bericht einer Nachbarin wieder. Geklaut wurde nichts. „Das Ganze kann nur wenige Minuten gedauert haben.“
In einem Bekennerschreiben „kommunistischer und autonomer Gruppen“ heißt es: „Wir haben die Kneipe Zum Afrikaner angegriffen. In der Vergangenheit kam es aus der Kneipe heraus häufig zu Pöbeleien und Tätlichkeiten von rechten Suffköppen und Naziskinheads. Endgültig die Schnauze voll hatten wir, als vor einer Woche vor der Kneipe drei Jugendliche mit Totschlägern angegriffen wurden, weil diese lange Haare trugen. Wir werden das Auftreten von Nazis nicht weiter dulden und gegebenenfalls konsequent nachsetzen.“ Die Erklärung endet mit den Worten „Antifa heißt Angriff!“.
Im Umfeld der Kneipe war es in den letzten Jahren häufiger zu Streit gekommen, auch wenn die Geschäftsleitung davon nichts wissen will: „Es gab hier noch keine Auseinandersetzungen zwischen rechts und links, auch nicht mit Ausländern.“ Ihre Gäste zählt sie nicht zur „rechten Szene“. Die Geschäftsführerin räumt nur ein, daß Stammgäste des „Afrikaners“ Fußballfans des FC Union Berlin sind, die „vielleicht auch ein bißchen rechts“ seien. Am Samstag habe es nach einem Fußballspiel vor der Kneipe Streit zwischen drei Gästen und etwa zehn anderen Personen gegeben.
Der Name der Kneipe ist von der Geschäftsleitung nicht diskriminierend, sondern „einladend“ gemeint. Das gelte auch den neben dem Schriftzug auf dem Kneipenschild abgebildeten biertrinkenden Affen. „Vorwürfe habe ich bisher noch nie gehört. Ich hielt das immer für eine Abkürzung: Affe, Afrikaner.“
Mindestens bis zum Wochenende wird die Kneipe wegen der bis auf die Straße stinkenden Buttersäure noch geschlossen bleiben. Die Feuerwehr hatte zwar ein Gegenmittel gesprüht, jedoch ohne Erfolg. Gereon Asmuth
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