■ Bankraub als Finanzierungsmodell: Superhirn Theo
Sicher, Vater Staat ist pleite. Aber muß er deshalb neben dem legalen Steuerdiebstahl nun auch zur bislang immer verpönten direkten Aktion greifen? In Frankfurt stiehlt ein unerkannter Freund des Fiskus die Unterlagen der Commerzbank über Steuerflüchtlinge und droht mit Erpressung: Flugs trudeln bei den Finanzämtern die Selbstanzeigen und Steuernachzahlungen ein. Der Finanzminister lächelt genüßlich. Insider vermuten: Theo weiß mehr.
Jetzt wird sein Grinsen noch breiter. Aus dem Tunnel-Coup fließen satte 8 Millionen Mark aus den Schließfächern an den Staat. Endlich haben die Helden der Betriebsprüfung einen Weg gefunden, das bislang hochheilige Bankgeheimnis zu untertunneln.
Nun wird vieles klar: Über dem Tunnelcoup wachten die Augenbrauen aus Bonn. Vor der Sonderkommission „Coba“, die die Gangster medienwirksam jagte, gab es in der Oberfinanzdirektion eine geheime Soko „Rififi“. Die plante den Coup und heuerte die schweren Jungs an. Das Superhirn im Hintergrund war niemand anderes als Theo. Nur so ist die schnelle Aufklärung des Millionendeals zu erklären. Nur so wird klar, warum die genialen Ganoven sich wie die dummen Jungs erwischen ließen. Und die Cash-Cops werden ihre V-Leute auch nicht hängenlassen. Die Ertappten werden zwar als Blütensortierer im Hochsicherheitstrakt der Bundesdruckerei enden. Aber wenn die Aufregung sich gelegt hat, dürfen sie durch einen Tunnel verschwinden – oder sie werden gegen prominente Steuersünder wie Vater Graf ausgetauscht. Bernhard Pötter
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