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Tornado kreist über dem SPD-Parteitag

■ Beifallsstürme für Lafontaine. Streit um Bundeswehreinsatz mit Scharping

Mannheim (taz) – Würde Applaus über den Parteivorsitz der SPD entscheiden, hieße der neue Chef seit gestern Oskar Lafontaine. Der saarländische Ministerpräsident traf mit seiner Rede auf dem Parteitag von Mannheim gestern den Nerv der sozialdemokratischen Seele und riß die Delegierten zu Beifallsstürmen und Hochrufen hin. In seiner Begründung der Parteitagsanträge zu den Themen Standortdebatte, Währungsunion und Außenpolitik brillierte Lafontaine auf der Klaviatur sozialdemokratischer Gefühlswerte und stellte jenes Wir-Gefühl her, das die Delegierten in den vergangenen Monaten so sehr vermißt hatten. Lafontaine schuf mit seinem Glanzauftritt günstige Voraussetzungen für die heutige Entscheidung über Bosnien-Einsätze der Bundeswehr, bei der er in der Sache offensichtlich gegen Parteichef Scharping steht. Die Sachabstimmung könnte damit auch ein Urteil über den Führungsanspruch Scharpings bedeuten. Die von Lafontaine geleitete Antragskommission legte gestern einen eigenen Änderungsantrag zu deutschen Bosnieneinsätzen vor. Damit würde die SPD auf eine Ablehnung von Tornado- Einsätzen festgelegt. Scharping hatte dagegen klargestellt, eine grundsätzliche Zustimmung zum Bundeswehreinsatz in Bosnien dürfe an „Details“ wie dem Einsatz von Flugzeugen nicht scheitern.

Einen harten Personalstreit mit dem linken Parteiflügel hat die SPD vorerst vermieden. Eine Zweidrittelmehrheit verankerte am Dienstag abend den fünften Stellvertreterposten in der Parteisatzung. Damit erhöhen sich die Chancen von Heidemarie Wieczorek-Zeul, am heutigen Donnerstag als Scharping-Vize wiedergewählt zu werden. Mon Seite 5

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