Seehofer erblickt Horrorszenarien

■ Gesundheitsminister kritisiert sparsame Hamburger Kliniken

Einen Schlagabtausch liefern sich die Hamburger Krankenhäuser derzeit mit dem Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU). Gestern forderte der Verband der 23 freien gemeinnützigen Hamburger Krankenhäuser den Rücktritt des Ministers. Kritik übt auch der Dachverband aller Hamburger Krankenhäuser an den Ministerplänen. Seehofer aber tut die Vorwürfe als „Horrorszenarien“ ab. Auch in Zukunft würden keine PatientInnen schlechter versorgt, rechtfertigt der CSUler seine Notbremsung. Statt der für 1996 angekündigten Strukturreform mit neuen Abrechnungsmethoden und mehr Wettbewerb für die Krankenhäuser, will er noch einmal an der Budgetierung festhalten. Für die Hamburger Krankenhäuser beharrt er damit auf einer nachweislich falschen Politik und hat die vergangenen drei Jahre nicht genutzt, ein besseres Konzept zur Kostendämpfung zu entwickeln.

Seinen aufmüpfigen Kritikern wirft Seehofer im Gegenzug vor, sie hätten die höchsten Pflegesätze und unverschämte Forderungen bei den noch andauernden Pflegeverhandlungen. Das wollte die Hamburgische Krankenhausgesellschaft (HKG), der Dachverband der Hamburger Krankenhäuser, nicht auf sich sitzen lassen. Der Pflegesatz liege zwar mit 562 Mark über dem Bundesdurchschnitt. Das sei aber im wesentlichen auf die Metropolfunktion Hamburgs, den hohen Standard der medizinischen Versorgung und den großen Anteil alter Menschen an der Hamburger Bevölkerung sowie die hohen Betriebskosten wegen überalterter Klinikgebäude zurückzuführen, so ihr Sprecher. Die hohen Forderungen bei den jetzigen Verhandlungen führte der Geschäftsführer der HKG, Jürgen Absoff, auf den Nachholbedarf zurück. Denn bereits vor dem Gesundheitsstrukturgesetz hätten einige der Hamburger Krankenhäuser eine freiwillige Anbindung ihrer Budgets an die Einnahmenentwicklungen vereinbart. Deren Budgets beruhten deshalb zum Teil auf dem Niveau der Kosten und Leistungen des Jahres 1990.

Unverständnis zeigte Absoff auch für Seehofers Vorwurf, Hamburgs Krankenhäuser hätten mit weniger Behandlungstagen und höheren Budgets besonders komfortabel gelebt. Denn damit kreide Seehofer an, daß sie in den vergangenen drei Jahren immer mehr Patienten in immer kürzerer Zeit behandelt hätten. Absoffs Interpretation: „Er wirft uns vor, daß wir das Gesundheitsstrukturgesetz ernst genommen und die Verweildauer in den Krankenhäusern gesenkt haben.“ paf