: Der Bremer Vulkan muß ohne Hennemann auskommen
Friedrich Hennemann ist in der Nacht zum Donnerstag auf Druck der Banken als Vorstandsvorsitzender der Bremer Vulkan Verbund AG zurückgetreten. Einen Nachfolger gibt es aber offenbar noch nicht. Der soll „nicht vor der nächsten Sitzung des Aufsichtsrates am 14. Dezember“ benannt werden, versicherte der Aufsichtsratsvorsitzende Johann Schäffler gestern.
Der 59jährige Hennemann stand dem Konzern seit 1987 vor. Günter Smidt, der bisher im Vulkan-Vorstand für die Bereiche Schiffbau und Finanzen zuständig war, wird Hennemanns Position ab sofort kommissarisch einnehmen. Nach Bekanntwerden des Ergebnisses der Aufsichtsratssitzung sank der Kurs der Vulkan-Aktie an der Bremer Börse gestern vormittag von 41 auf 39,50 DM.
Schäffler bestätigte, daß Hennemann auf Druck der Banken zurückgetreten sei. In diesem Geschäft sei es notwendig, ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Banken zu haben. Die Ereignisse seit August hätten das Verhältnis belastet. Der Konzern sei gesund, das Grundkapital intakt. „Das ist eine ganz zentrale Aussage.“ Für die Nachfolgeregelung am 14. Dezember lege er seine „Hand ins Feuer“, sagte Schäffler. Die Zahl der Kandidaten habe sich „auf einige Herren reduziert, die die Voraussetzungen für dieses Amt mitbringen“. Namen nannte er nicht. Er habe mit „mindestens zehn Kandidaten“ gesprochen.
Der Aufsichtsrat betonte am Mittwoch abend, der Konzern sei weiterhin in der Lage, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Das Vertrauen von Kunden und Partnern komme in einer Steigerung des Auftragsbestands im Vergleich zu 1994 zum Ausdruck. Dazu zählten die Bestellung zweier Minenjagdboote im Gesamtwert von 330 Millionen DM und ein Milliarden-Kooperationsvertrag mit China.
IG-Metall-Bezirksleiter Frank Teichmüller forderte gestern eine „Gemeinschaftsaktion“ zur Wiederherstellung der „Handlungsfähigkeit des Konzerns“. Daran sollten sich jetzt auch die Landesregierungen in Bremen und Mecklenburg-Vorpommern beteiligen. Der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Manfred Schramm forderte den Interimsvorsitzenden Smidt auf, so schnell wie möglich alle „finanziellen Risiken“ des Vulkan offenzulegen.
taz/dpa
1987 war der gelernte Apotheker und ehemalige Senatsdirektor im Wirtschaftsressort Hennemann in den Vulkan-Vorstand eingetreten, im gleichen Jahr rückt er an die Unternehmensspitze. Seine Politik hieß: Kaufen. Aus der Werft wurde durch Firmenkäufe im Werkzeug- und Maschinenbau und in der Elektronik ein maritimer Großkonzern mit mehr als 25.000 Beschäftigten in den alten und neuen Bundesländern. taz/dpa
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