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Grünes Geld gegen Giftschleudern

Umweltschutz im Gewerbe bringt auch finanzielle Vorteile. Umweltingenieurbüros beraten Firmen technisch und finanziell. Aus den Berliner Fördertöpfen können sich insbesondere kleine und mittlere Unternehmen bedienen  ■ Von Nina Kaden

Umweltschutz? Zu teuer! Das denken viele Unternehmer und pusten weiter ihren Dreck in die Luft, schütten Giftgemische ins Grundwasser und rauben Nachbarn lärmend den Schlaf. Insbesondere kleine Existenzen können sich Umwelttechnologien nicht leisten. Sie sind auf die Unterstützung aus öffentlichen Kassen angewiesen. „Ohne Zuschüsse hätten wir uns die Umweltschutzinvestitionen nicht leisten können“, sagt Thomas Grelich, Geschäftsführer der Berliner Tischlerei Fritz Funk. Er faßte 1993 den Entschluß, Bäume in seinem Betrieb künftig nur noch umweltfreundlich zu verarbeiten und gab für die Umstellung seitdem insgesamt 1,1 Millionen Mark aus. 370.000 Mark gab der Senat dazu. „Diese Subventionen sind nicht nur ökologisch, sondern auch betriebswirtschaftlich interessant, denn es werden Maschinen angeschafft, die nicht nur umweltfreundlich sind, sondern gleichzeitig moderner und deswegen effektiver arbeiten“, sagt Werner Hross, Geschäftsführer der LAWS-Umwelttechnik in Berlin- Kreuzberg, die Grelich berät. Der bestätigt: Neue Staubabsauganlagen sparen Arbeitszeit, und die modernen Maschinen arbeiten effektiver als die alten.

Gewerbetreibende, die, wie Grelich, das schlechte grüne Gewissen plagt oder die sich vorausschauend für strengere Umweltauflagen wappnen und ihren dreckigen Laden umwelttechnisch aufrüsten wollen, wissen oft nicht, wo sie anfangen sollen, und schon gar nicht, wer sie finanziell unterstützt. Umweltingenieurbüros wissen beides – oder sollten es zumindest: Sie beraten die innovativen Unternehmer technisch und finanziell. Oft haben sie sich entweder auf eine Branche oder eine Technik spezialisiert. Eine Stunde Beratung kostet im Schnitt zwischen stolzen 100 und 150 Mark.

Aber schon für diese sachverständige Hilfe können bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft und Technologie Fördergelder locker gemacht werden. „Zukunftsinitiative Ökologisches Wirtschaften“ (ZÖW) heißt das Programm, das dieses grüne Geld fließen läßt. Es richtet sich nur an kleine und mittelständische Unternehmen, die weniger als 40 Millionen Mark Jahresumsatz haben und nicht mehr als 250 Mitarbeiter beschäftigen. In Berlin ist ZÖW das wichtigste Programm, unter anderem deswegen, weil es sich ausschließlich an kleine Betriebe richtet, die Förderung schon bei der Beratung ansetzt und sehr umfassend ist. Denn wer weiter Geld braucht, um die Vorschläge und Pläne seines Umweltberaters zu realisieren und den hygienisch reinen und geräuschlosen Betrieb Wirklichkeit werden zu lassen, kann wieder in den ZÖW-Topf greifen. Daneben bekommen Unternehmen von den rund 102 Millionen ZÖW-Mark etwas ab, die

– Umwelttechnologien entwickeln,

– in diesem Bereich forschen,

– ein Umweltmanagement einrichten oder

– in Ost- und Mitteleuropa arbeiten.

Wenn diese Gelder der Senatsverwaltung für Wirtschaft und Technologie nicht reichen, könnte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz weiterhelfen. Im Rahmen ihres „Umweltförderprogramms“ (UFP) subventioniert sie sogenannte „integrative Umweltschutzmaßnahmen“ kleinerer und mittlerer Betriebe. „Integrative Maßnahmen“ sind solche, die am Ende in der Ökogesamtbilanz für ein Plus sorgen. Deswegen werden beispielsweise keine neuen Filter gesponsert, die zwar Schadstoffe abfangen, aber hinterher den Sondermüllberg vergrößern. Es müssen neue Produktionsverfahren sein, „End of the pipe“-Lösungen haben keine Chance auf grünes Geld aus dem UFP-Topf.

Der dritte Berliner Fördertopf neben ZÖW und UFP ist eingeschränkt, thematisch und geographisch: Das „Ökologische Sanierungsprogramm Berlin“ (ÖSP) koppelt den Geldfluß daran, daß mit der ökologischen Sanierung von Wasser, Gebäuden und Böden im Ostteil der Stadt Arbeitsplätze entstehen. Es richtet sich an Betriebe jeder Größe. Eingeschränkt, aber großzügig: Aus dem ÖSP- Topf fließt das meiste Geld, bis zu 80 Prozent der Investitionssumme werden gezahlt, in Einzelfällen sogar 100 Prozent. Bei ZÖW und UFP ist es im Schnitt nur die Hälfte der Kosten, wobei die Förderquote von Einzelfall zu Einzelfall stark variiert. „Ausschlaggebend ist immer das Risiko, daß der Unternehmer eingeht, und ob das Projekt Pilotcharakter hat“, sagt Jürgen Witoschek aus der Senatsverwaltung für Wirtschaft und Technologie. Als Pilotprojekte und damit förderungswürdig werden zur Zeit Unternehmen gehandelt, die beim sogenannten „Öko-Audit“ mitmachen. Die Öko-Audit- Verordnung der EU von 1993 soll Betriebe dazu ermuntern, ein sogenanntes Öko-Management einzurichten, das die Produktionsweise des Betriebes auf ökologische Schwachstellen hin analysiert, sie entsprechend umstrukturiert und langfristig überwacht. Am Ende des meist langwierigen Umstellungsprozesses steht dann die staatlich anerkannte Registratur, mit der bescheinigt wird, daß in einer Firma umweltverträglich gearbeitet wird. Auf dem Klingelschild und dem Briefkopf darf mit dem Öko-Audit-Stempel geworben werden, jedoch nicht auf den Produkten. „Öko-Audit ist natürlich jetzt das neue I-Tüpfelchen, durch das ein Anreiz da ist, umfassende Umweltschutzinvestitionen vorzunehmen“, sagt Werner Hross.

Informationen:

– die Beratungs- und Service-Gesellschaft, Alt-Moabit 105, Postfach 210128, 10558 Berlin, Telefon 390 70 60 und

– die Fraunhofer-Management- Gesellschaft, Jägerstraße 22-23, 10117 Berlin, Telefon 203 70 246.

Adressen von beratenden Umweltingenieurbüros haben der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT), Telefon: 238 56 47 oder die Handwerkskammer, Telefon: 259 03 01.

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