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Gurke des Tages

Das deutsche Gastgewerbe ist nach Erkenntnissen von Gewerkschaftern trotz Fachkräftemangels immer weniger bereit, junge Leute zu Köchen, Hotelfach- und Restaurantfachleuten ausbilden. „Die Gastronomie ist ohne Zweifel eine Branche mit Zukunft. Diese Zukunft ist aber vor allem dadurch gekennzeichnet, daß Betriebe auf Ungelernte zurückgreifen“, klagte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Nahrung, Genuß, Gaststätten (NGG), Franz-Josef Möllenberg, am Freitag in Frankfurt. Bei einem Fortschreiten dieser Entwicklung drohe der deutschen Gastronomie ein Qualitätsverlust, warnte Möllenberg. Schon jetzt griffen viele Restaurants und Hotels in der Küche auf vorgefertigte Produkte zurück. „Da wird dann die Sauce hollandaise nicht mehr selbst zubereitet, sondern aus der Tüte genommen – das reicht inzwischen bis in den Fünf-Sterne-Bereich“, ergänzte Peter Artzen von der NGG- Verwaltung Frankfurt.

Da seit 1991 in Hotel und Gastronomie jeder siebte Koch-Ausbildungsplatz gestrichen wurde, kann der Saucen-Skandal also nur der Anfang vom Ende sein. Kenner der Branche prophezeien Speisekarten des Grauens. Ein zukünftiges Menü könnte etwa so aussehen: Als Vorspeise eine Fünf-Minuten-Terrine oder eine Bifi-Salami; im Hauptgang Fischstäbchen an Kartoffelsalat oder Corned Beef auf Senfgurkenbett; zum Dessert flambierter Fruchtzwerg.

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