: Ölboykott verlangt
■ Briten, Franzosen und Italiener bremsen EU-Aktionen gegen Nigeria
Berlin (AFP/rtr/AP/taz) – Heute wollen Friends of The Earth in Großbritannien vor über 100 Tankstellen des Shell-Konzerns gegen dessen Engagement in Nigeria demonstrieren. Amnestie international fahndet nach dem Verbleib von weiteren 17 Ogoni-Oppositionellen in dem Land. Die Menschenrechtsorganisation befürchtet, sie seien ermordet worden. Währenddessen ließ das Regime von General Sani Abacha Tausende regierungstreue Nigerianer für seine Politik demonstrieren.
In Amsterdam forderte Greenpeace International gestern alle Staaten auf, einen Ölboykott gegen Nigeria zu verhängen. Es sei ein „Skandal“, wenn Shell nach dem Mord an Ken Saro-Wiwa in Nigeria zur Tagesordnung übergehe und den geplanten Milliardendeal mit dem Militärregime weiterverfolge, so Greenpeace- Chef Thilo Bode. Für ebendieses Geschäft warb Shell in britischen Zeitungen. Der oberste Boß des Konzerns, Cor Herkströter, wies in einem Brief an den Bündnisgrünen Joschka Fischer den Vorwurf einer Mitschuld an dem Justizmord an Ken Saro-Wiwa zurück. Sein Konzern sei seit 50 Jahren in dem Land tätig und habe „Verantwortung gegenüber den Menschen in diesem Land und im Nigerdelta“. Doch politische Entscheidungen müßten durch die Politik getroffen werden.
Zwar haben inzwischen das Europäische Parlament, Südafrikas Präsident Nelson Mandela und die nigerianische Opposition einen Ölboykott gegen das Militärregime gefordert. Doch noch geht die internationale Realpolitik ihren Gang. Die USA, die zuletzt etwa 40 Prozent des nigerianischen Erdöls importieren, sind für eine Verurteilung des Militärregimes in Lagos bei der Generalversammlung der UN zu haben, aber ein Erdölembargo ...
Ähnlich in der EU. Die EU- Staaten belassen es vorläufig bei Maßnahmen wie einem Waffenboykott, den es eigentlich schon seit 1993 gibt. Vor allem Großbritannien, Frankreich und Italien, deren Ölkonzerne Shell, Elf und Agip in Nigeria aktiv sind, blockierten bei einer EU-Sitzung einen europäischen Ölboykott. ten
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen