Mehr Euros für den Fighter?

Deutschland will 30 oder 40 Jagdflugzeuge mehr kaufen als geplant, damit Dasa der Löwenanteil am Geschäft bleibt – Hardthöhe dementiert  ■ Von Reiner Metzger

Berlin (taz/dpa) – Die Deutsche Aerospace (Dasa) hat nach Zeitungsberichten eine weitere Runde im Kampf um mehr Staatsgelder gewonnen. In einem Deal zwischen der deutschen und der britischen Regierung verpflichtet sich Bonn, 30 oder 40 Eurofighter mehr zu kaufen, als bisher geplant. Nach Angaben der Financial Times vom Samstag kostet das die Bundesregierung etwa 1,5 Milliarden Pfund (3,3 Milliarden Mark).

Das Abkommen ist eine Folge von Rangeleien zwischen den vier Mitgliedsländern im Konsortium, neben Deutschland und Großbritannien noch Italien und Spanien. Weil Bonn ursprünglich 250 der Jagdflugzeuge mit einem geschätzen Stückpreis von 150 Millionen Mark kaufen wollte, bekam die Dasa in dem zuständigen Firmenkonsortium Eurofighter GmbH die Systemführerschaft. Bei eventuellen Exporten des Fliegers fällt damit auch ein größerer Teil der Gewinne für die Daimler-Tochter ab. 1992 erklärte die Hardthöhe jedoch, daß sie nur noch 140 Stück haben wolle. Damit wäre der deutsche Anteil am Auftrag von 33 auf 23 Prozent gefallen. British Aerospace forderte daraufhin die Geschäftsführung für den Bau, weil die Briten nun mit 240 Stück am meisten Eurofighter orderten.

Die Dasa wollte aber Chef im Ring bleiben, schließlich geht es um Rüstungsaufträge mit einem Volumen von etwa 70 Milliarden Mark. Nun kaufen die Briten zehn Flieger weniger. Auch für die Staatskassen von Spanien und Italien hat das Ganze einen angenehmen Nebeneffekt: Sie werden ihre Bestellungen ebenfalls reduzieren. Die Gesamtzahl der Eurofighter liegt laut Financial Times bei etwa 600. Dadurch bleiben die Deutschen mit ihren 180 Fliegern bei einem Anteil von 30 Prozent, die Abwicklung der Bestellungen geht nicht an British Aerospace.

Laut Spiegel erwarten die Briten als Kompensation auch Aufträge für elektronische Selbstschutzanlagen und Luft-Luft-Raketen von der Insel.

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte gestern hingegen, in dem Streit um die Führerschaft bei Eurofighter sei noch keine Lösung in Sicht. Und selbst wenn in den nächsten Wochen und Monaten eine einigung käme müßte noch der bundestag zustimmen“, so der Sprecher.

Die Gespräche zwischen Betriebsräten und dem Dasa-Vorstand über das Schrumpfungsprogramm „Dolores“ ziehen sich unterdessen hin. „Der Vorstand hat sich bisher kaum bewegt“, so Betriebsratschefin Ingrid Lüllmann am Samstag. Dolores soll 8.800 Arbeitsplätze in den Bereichen Luftfahrt und Triebwerke und die Schließung von bis zu fünf Dasa- Werken kosten. Heute will der Vorstand endgültig über die Maßnahmen entscheiden. Am Freitag sprach Dasa-Vorstand Werner Heinzmann von tausend neuen Stellen in den nächsten fünf Jahren für die Bereiche Raumfahrt und Rüstung, weil beide Bereiche in der Gewinnzone lägen.