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Lasche Quote für Europa

■ EU-Fernsehrichtlinie unverbindlich

Berlin (taz/AFP) – Die einen wollten sie verschärfen (die Franzosen), die anderen ganz abschaffen (die Italiener und der deutsche EU-Kommissar Bangemann): die berüchtigte 50-Prozent-Quote, wonach die Hälfte der europäischen TV-Programme aus europäischer Produktion kommen soll. Die Franzosen, alte Protektionisten der heimischen Kulturindustrie, kämpften bis zuletzt vergebens darum, das Schlupfloch zu stopfen, das diese Bestimmung in der EU-Fernsehrichtlinie offengelassen hatte: Die Quote gilt nämlich nur „im Rahmen des praktisch Durchführbaren“. Nach langem Tauziehen hat sich am Montag abend der EU-Ministerrat darauf geeinigt, daß alles so bleibt wie bisher: Die Fernsehrichtlinie wird um unbestimmte Zeit verlängert.

Die Franzosen waren mit ihrem Antrag, die Quotenregelung zu einer Mußbestimmung zu machen, isoliert geblieben und haben jetzt den Spatz in der Hand ergriffen, bevor ihnen die Taube aufs Dach entfleuchte. Am 1. Januar 1996 übernehmen nämlich die Italiener den Vorsitz im EU-Ministerrat, und die hätten gewiß versucht, die Quoten ganz abzuschaffen.

Außerdem bekommen die Franzosen noch ein Trostpflaster: Die Fördermittel aus dem Programm „media 2“ für „Projektentwicklung und Vertrieb audiovisueller Werke“ Europas sollen in den kommenden fünf Jahren verdoppelt werden.

Tatsächlich leidet der europäische Film nicht zuletzt unter der Zersplitterung der Filmdistribution in Hunderte von Firmen, die alle nur national arbeiten. Dem könnte abgeholfen werden. Doch leider gibt es da noch ein anderes anderes Problem, das ein amerikanischer Experte für die Franzosen einmal kurz und bündig so beschrieb: „Sie tun alles für ihr Kino – außer hinzugehen.“ MR

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