: Das Neue Tempodrom macht Ernst
■ Irene Moessinger gründet „Stiftung Neues Tempodrom“
Erst knallten die Korken, dann perlte der Sekt, und Irene Moessinger platzte fast vor Stolz. Die Tempodrom-Direktorin hatte allen Grund zum Feiern, wurde doch gestern die „Stiftung Neues Tempodrom“ gegründet. Die Stiftungsgründung, sagte Moessinger, symbolisiere nicht nur einen Neuanfang für das Kulturzelt, sondern bilde „die Voraussetzung und den ersten konkreten Schritt zur Finanzierung und Realisierung des Neuen Tempodroms am Anhalter Bahnhof“.
Dem Gremium gehören – neben Moessinger – der Kultursenator für das Land Berlin, die Filmproduzentin Regina Ziegler, die Intendantin Nele Hertling und der Schauspieler Arnulf Rating an. Zu deren Aufgaben zählen, Sponsoren, Gelder, Projekte und Mittel in die Stiftung einzubringen und das Projekt voranzutreiben.
Das Land Berlin, erklärte Kulturterminator Ulrich Roloff-Momin, beteilige sich am Neuen Tempodrom und werde das Grundstück am Anhalter Bahnhof in die Stiftung einbringen. Roloff-Momin erinnerte, daß „eine der wichtigsten Kulturstätten der Stadt“, die auf der Suche nach einem Standort zum Spielball politischer Interessen und Ränke geworden war, nun am Beginn einer neuen Ära stehe. „Die Vision wird nun Realität“, sagte er.
Das 17 Jahre alte Tempodrom habe sich in seiner Entwicklung vom Zelt am Potsdamer Platz über das Areal am Haus der Kulturen der Welt bis zum Konzept für die neue Arena mit Konzertbühnen, Konferenzräumen und Restaurants Veränderungen gegenüber nicht ängstlich gezeigt. Die Kulturverwaltung stehe – trotz der Mittelkürzungen – zu den Subventionszuwendungen von 500.000 Mark jährlich und werde dafür sorgen, daß die Stiftungsgründung alle rechtlichen Hürden passiere.
Der Neubau des Tempodroms wird rund 25 Millionen Mark kosten. Für die Finanzierung des ökologischen Kulturraumschiffs der Architektin Jutta Kalepky könnte das Tempodrom schon bald erste Mittel erhalten, betonte Moessinger. So sei man in Gesprächen mit privaten Sponsoren. Und bei der „Stein-Reich-Kampagne“ hätten bisher 1.800 Backsteine verkauft werden können. Vom Bundesbauministerium soll eine Entschädigung für den jetzigen Standort im Tiergarten fließen. Außerdem bestünden gute Chancen, für die ökologische Bauweise Fördergelder zu bekommen, sagte Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer.
Kreuzbergs Noch-Bürgermeister Peter Strieder der die Hochfläche hinter dem Anhalter Bahnhof ins Gespräch gebracht hatte, sagte, daß noch 1995 – nach der landschaftsplanerischen Untersuchung – eine „Abwägung“ zugunsten des genauen Standortes getroffen werde. Gedacht sei weiter an die „Hochfläche“ parallel zum Amtsgericht.
Strieder spielte damit auf den Konflikt mit der grünen Bezirksbaustadträtin Erika Romberg an, die das zehneckige Ökodrom mit Solarkuppel und Außentribünen nicht auf dem Hochflächenbiotop errichtet haben möchte. Romberg setzt sich dafür ein, daß der Bau in Richtung der Bahnhofsruine verschoben wird. Strieder sagte, daß „vielleicht noch 1995“ das Bebauungsplanverfahren über die Bühne gehen werde. Das Neue Tempodrom wird voraussichtlich 1998 eröffnen. Rolf Lautenschläger
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