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„Rädelsführer“ in Einzelhaft

■ 46 Abschiebehäftlinge weiterhin im Hungerstreik

Obwohl mindestens ein Abschiebehäftling wegen mutmaßlicher Rädelsführerschaft in Einzelhaft in die Gothaer Straße verlegt und ein weiterer ins Krankenhaus Moabit eingeliefert worden sein soll, geht der Hungerstreik in der Abschiebehaftanstalt Kruppstraße weiter. Nach der Zählung des bündnisgrünen Abgeordneten Ismail Kosan verweigern dort insgesamt 46 Ausländer die Nahrung, darunter auch zwei Nigerianer und ein Italiener, über deren Schicksal aber bislang keine näheren Einzelheiten bekannt sind. Nach Informationen der „Initiative gegen Abschiebehaft“ wurde zudem ein junger Palästinenser, der einen Selbstmordversuch unternommen haben soll, in der Gothaer Straße in Einzelhaft gesteckt. Die Polizei behauptet, der Suizidversuch sei vorgetäuscht gewesen.

Ismail Kosan hatte nach einem Besuch in der Kruppstraße versucht, die Hungerstreikenden zum Abbruch ihrer Aktion zu bewegen: Jetzt am Wochenende hätten sie keinerlei Resonanz zu erwarten und am Montag stehe ihr Umzug in die neue und größere Haftanstalt Grünau an. Aber der Abgeordnete weist darauf hin: „Die Probleme ziehen mit.“ Die Behauptung der Innenverwaltung, die Protestaktion richte sich gegen den Umzug, sei Unsinn. In einer Erklärung der Hungerstreikenden ist davon denn auch keine Rede. Die Unterzeichner beklagen darin unter anderem die Versorgung mit Lebensmitteln, „deren Verfallsdatum bereits überschritten ist“, die unzureichende medizinische Versorgung, die juristische Nichtbehandlung ihrer Angelegenheiten in faktischen Schnellverfahren sowie die „Aufzwingung“ falscher Nationalitäten durch Polizei, Amtsgericht und Landeseinwohneramt. Ein Spanier und ein Chinese seien nicht als solche anerkannt worden. usche

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