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Wer zuletzt lacht ...

■ 25 Jahre "Tatort" - Das Jubliäum ist dem BR einen Krimi von Dominik Graf wert: "Frau Bu lacht", Sonntag 20.15, ARD

Was haben sie ihn nach dem Flop seines Kinofilms „Die Sieger“ gesteinigt – und mit welch einem Comeback straft er sie nun Lügen! Dominik Graf, mit Krimis wie „Die Katze“ und Beziehungskisten wie „Tiger, Löwe, Panther“ erwiesenermaßen ein Mann für jede Tonart, werden die Vorpremieren der „Tatort“-Folge zum Dienstjubiläum „Frau Bu lacht“ auf den diversen Filmfestivals eine Menge Genugtuung bereitet haben. Und wenn es sich bei dem Film nicht um einen „Tatort“ und solchermaßen zumindest vom Etikett her unverwechselbar um Fernsehen handeln würde, das Stück hätte es „Stadtgespräch“ gleich getan und wäre ins Kino gekommen.

Denn „Frau Bu lacht“, von der ARD zum 25jährigen Jubiläum der Reihe ausgestrahlt, hat zweifelsohne Kinoqualität; im kurzlebigen Fernsehgeschäft, das die Erinnerung an die Ereignisse des Vorjahres nur mit Mühe lebendig hält, verdient diese Folge das Prädikat „Der beste ,Tatort‘, den es je gab“ – zumindest in den Neunzigern. Außerdem ist dieser Krimi höchst amüsant, und das ist angesichts seines Sujets – Kindesmißbrauch – fast ein Paradoxon.

Allerdings treiben Drehbuch (Günter Schütter) und Regie ihre Späße nicht auf Kosten der Opfer, sondern mit den beiden Polizisten. Ohnehin sind ja die Kommissare Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Batic (Miro Nemec) nach dem Abschied von Schimanski und Thanner das Dream-Team unter Deutschlands TV-Ermittlern. Kein „Tatort“ hat jedoch bislang das komödiantische Potential der beiden Figuren so konsequent ausgenutzt wie „Frau Bu lacht“: Nahezu jede Szene des Films mündet in einen Lacher. Mal resultiert er aus purer Situationskomik, mal ist er das Ergebnis des kindlichen Vergnügens einer sich selbst genügenden Spiellust oder einfach Resultat der Unwägbarkeiten des Polizeialltags.

Natürlich dienen viele der Gags keinem anderen Zweck als der bloßen Erheiterung; auf der anderen Seite sorgt eine starke Geschichte dafür, daß der Krimi stets auch Krimi bleibt: Der Mord an einem Konditor führt Leitmayr und Batic zu einer Partnerschaftsvermittlung mit besonders ekelhaftem Spezialangebot; hier wird auch bedient, wem weniger an den Thailänderinnen als mehr an ihren Kindern liegt. Neben der ungewöhnlichen Bearbeitung dieses für Betroffenheit geradezu prädestinierten Stoffes ist es nicht zuletzt die optische Brillanz, die „Frau Bu lacht“ zu einem Ereignis macht. tpg

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