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Afghanistans Nachbarn kämpfen um Einfluß

■ Auch der jüngste Friedensplan des UNO-Vermittlers bleibt ohne Erfolg

Berlin (taz) – Eine Abfuhr hat sich der Sonderbeauftragte von UNO-Generalsekretär Butros- Ghali bei seiner jüngsten Friedensmission in Afghanistan geholt. Der usbekische Kriegsherr Dostam und der islamistische Mudschaheddinführer Hekmatyar erklärten dem UNO-Vertreter Mahmoud Mestiri, sie würden solange weiterkämpfen, bis der Kabuler „Interimspräsident“ Rabbani zurücktrete und seine Truppen die afghanische Hauptstadt verließen. Auch die Taliban-Milizen wollten von den UNO-Friedensvorschlägen nichts wissen: Sie seien „die einzige Kraft, die das Land befrieden“ könne, tönte einer ihrer Chefs, der Mullah Nur Muhammad Saqib, vor einigen Tagen in der Stadt Kandahar.

Den Beweis dafür ist die Islamisten-Truppe allerdings schuldig geblieben. Sie belagert Kabul unablässig, greift Wohnviertel in der eingekreisten Hauptstadt an, wobei in dieser Woche mindestens acht Zivilisten umkamen. Mit dieser Terrormethode hatten bereits die Mudschaheddin ihr Ansehen bei der afghanischen Bevölkerung, das aus dem zehnjährigen Kampf gegen die sowjetischen Besatzer rührte, verspielt. Längst sind auch die Taliban eine Partei unter vielen geworden.

Auch Saqibs Behauptung, der UNO-Gesandte versuche nur, „die Menschen zu täuschen“ und die Herrschaft Rabbanis zu verlängern, hat mit der Realität wenig zu tun. Gerade mit dem Kabuler „Interimspräsidenten“ liegt der Tunesier über Kreuz. Nachdem Rabbani, der sich seine Amtszeit im Alleingang bereits dreimal selbst verlängerte, im Frühjahr trotz entgegengesetzter Zusagen erneut an seinem Posten festhielt, rächte sich Mestiri, indem er ihm die Anerkennung der UN entzog.

Dieses Mal jedoch glaubte der UNO-Gesandte an Erfolg: Rabbani habe sich überreden lassen, sein Amt an einen Übergangsrat abzutreten, der aus 28 Vertretern der zahlreichen verfeindeten Fraktionen bestehen soll. Doch Rabbani dachte gar nicht daran, eine entsprechende Erklärung zu unterzeichnen. Man kann getrost davon ausgehen, daß er dasselbe Spiel spielt wie bisher: Mestiri mit halben Zusagen hinzuhalten und dabei die eigenen Pfründen abzusichern.

Mestiris jüngster Friedensplan war allerdings auch nur ein Aufguß des bereits im Frühjahr gescheiterten Versuchs. Der einzige Unterschied: Der angestrebte Übergangsrat soll nicht aus den einzelnen Fraktionschefs bestehen, um zu verhindern, daß die den Rat gleich von Anfang an paralysieren.

Zudem kann sich niemand vorstellen, daß Rabbanis Oberkommandierender Massud freiwillig die Hauptstadt räumt. Selbst wenn er sich dazu entschließen könnte, bleibt offen, wer dann in Kabul für Sicherheit sorgen soll. Ausländische Friedenstruppen lehnen die meisten Fraktionen ab. Vor allem kann Mestiris Zusicherung an die Taliban, der Übergangsrat sei keine Regierung und verpflichte sie nicht dazu, eine Machtteilung zu akzeptieren, den anderen Fraktionen kaum Vertrauen einflößen.

Auch die Nachbarländer sind vom Plan des UNO-Gesandten nicht begeistert. Pakistans Regierungschefin Benazir Bhutto reiste in der letzten Woche nach Usbekistan und Iran, wo sie die militärischen Aktivitäten der von ihrer Regierung protegierten Taliban und die der von Taschkent unterstützten Usbeken-Miliz gegen Rabbani koordiniert hat.

In Teheran, dessen Vizeaußenminister Borudsherdi bisher als einziger Mestiris Plan gutgeheißen hat, kam es zum Streit: Die iranische Führung will nämlich auch künftig eine „zentrale Rolle“ für Rabbani. Das Spiel um die Vorherrschaft in Afghanistan ist in vollem Gange. Thomas Ruttig

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