■ Mit Deutschlands Mittelstand auf du und du: Heimatflucht
Bonn (dpa) – Auch mittelständische Unternehmen wandern aus. „Deutlich mehr als ein Drittel“ von etwa 10.000 befragten Mitgliedsfirmen, so heißt es in einer gestern veröffentlichten Studie des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT), planen im nächsten Jahr Investitionen jenseits der deutschen Grenze. Neben der Erschließung neuer Märkte spielen „Kostengründe“ eine zunehmende Rolle: „Auch im Mittelstand wächst der Druck und die Bereitschaft, ins Ausland zu gehen“, stellt die DIHT-Studie fest.
Von Heimweh keine Spur. 39 Prozent der deutschen Firmen, die bereits im Ausland aktiv sind, wollen ihre Investitionen in anderen Ländern noch erhöhen, nur 17 Prozent wollen sie verringern. Aber die Welt ist für den Mittelstand immer noch in zwei Blöcke geteilt. Kapitalintensive Investitionen, hat der DIHT festgestellt, fließen vor allem nach Westeuropa und in die USA, arbeitsintensive dagegen nach Osteuropa.
In Deutschland selbst planen nur 23 Prozent der Befragten höhere Investitionen, 30 Prozent wollen 1996 weniger investieren als in diesem Jahr. Vor allem Arbeitplätze werden in Länder mit niedrigen Löhnen ausgelagert. „Eine Aufstockung des Personalbestandes vieler Unternehmen erfolgt insbesondere aus diesem Grunde kaum noch im Inland.“
Auch der Schutz vor Währungsrisiken hat als Motiv der Auswanderung an Bedeutung gewonnen. Im Mittelstand müßten vor allem Zulieferer ins Ausland gehen, meint der DIHT. Sie könnten sonst nicht mit „den Angeboten aus Weichwährungsländern oder aus anderen kostengünstigeren ausländischen Produktionsstandorten konkurrieren“.
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