Im Artikulationsformvergleich – eine taz-Serie von Benjamin von Stuckrad-Barre (Teil 5)

Immer öfter sieht man, im Moment noch vorwiegend in Großstädten, brodelnde Katzenaufläufe. Natürlich nicht überbacken, sondern im Zuge von Demonstrationen. Auf Transparenten ist zu lesen: „Wasser ist wichtig!“ und „Wir fressen, wenn wir Lust haben, öfter kleine Portionen, und zwar über den Tag verteilt“, steht dort. Dazu werden Tänze vollführt und die Katzen rufen im Chor „ugs., ugs.!“ Hierbei handelt es sich keinesfalls um katzeninterne Chiffren, nein, hier wird dem Menschen nicht vorenthalten, was des Menschen ist. Sein ist die Sprache.

Und das wissen auch die Katzen. Unter dem Decknamen „Schnucki“ nähern sie sich uns argumentativ. „Gesund und fit“ wollen sie gern sein, der Mensch möge also bitte mit der entsprechenden „Vollnahrung“ für das Vorhandensein von „wertvollen Fetten“ et al. Sorge tragen. Und „ugs.“? Ja, richtig, „ugs.“. Dies also rufen Katzen, weil sie das noch so sagen können. (Omas und Pädagogikstudentinnen dürfen, ja sollen bitte „maunzen“ statt „sagen“ sagen.) Mit „ugs.“ machen die Katzen sich insgeheim über uns lustig. Denn im Duden sind im Katzenanhang allerlei Begriffe vermerkt, deren Bedeutung durch ein „ugs.“ leicht wertgemindert wird. Katzenfreundlich, Katzenmusik, aber auch -sprung, -tisch und -wäsche. Ugs.! Großteile des nationalen Katzenbestandes gehen dazu über, sich nur noch ugsend zu artikulieren. Wer Katzen einmal beim Trockenfutterzermalmen belauscht hat, wird zustimmen: Sobald eine Emulsion aus Schnucki und Speichel erstellt ist, ertönt ein wohliges „ugs“. – Das Gegenteil von „ugs.“ ist übrigens „offz.“. Für die Katz.