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Gentech-Pflanzen ohne Kennzeichnung

■ Heute EU-Entscheidung, ob genmanipulierter Raps künftig inkognito auf den Acker darf. Belgische Firma möchte Erlaubnis auch zum Einsatz in Lebensmitteln

Berlin (taz) –Genmanipulierter Raps auf dem Acker – wenn es nach dem belgischen Unternehmen Plant Genetic Systems (PGS) geht, wird das demnächst überall in Europa Realität. Die Firma hat bei der EU-Kommission beantragt, herbizidresistenten Raps ohne Kennzeichung an Saatzuchtunternehmen weitergeben zu dürfen. Heute soll die Entscheidung fallen.

Die Rapspflanzen von PGS sind gegen das Hoechst-Herbizid Basta widerstandsfähig gemacht worden. Es sind die ersten gemanipulierten Pflanzen, die in Europa zur Vermarktung anstehen.

Während sich die EU-Mitgliedsstaaten Schweden und Dänemark den Genraps wenigstens kennzeichnen möchten, versucht die EU-Kommission mit allen Tricks zu verhindern, daß das manipulierte Saatgut auch als solches erkennbar ist. Selbst ökologisch wirtschaftenden Landwirten könnten so die unerwünschten Pflanzen untergeschoben werden, empört sich die Gentech-Expertin der Grünen im Europäischen Parlament, Hildtrud Breyer. „Die EU- Richtlinie zum ökologischen Landbau würde damit endgültig ad absurdum geführt.“

Eigentlich ist die Entscheidung über die PGS-Pflanzen schon seit Monaten überfällig. Der Streit über die Kennzeichnung zwischen den EU-Gremien und einzelnen Mitgliedsstaaten hat zu Verzögerungen geführt. Anfangs waren sich die EU-Staaten noch einig, daß eine Kennzeichnung als „gentechnisch zur Herbizidresistenz verändert“ erfolgen muß, „doch die EU-Kommission hat eigenmächtig diese Vorgaben verändert“, berichtet Breyer. Jetzt sei nur noch der Aufdruck „Herbizidresistenz“ übriggeblieben. Sowohl Schweden als auch Dänemark haben dagegen protestiert. In beiden Ländern ist eine Kennzeichnungspflicht für Gentech-Produkte gesetzlich festgeschrieben. Sollten die EU-Beamten heute trotzdem bei ihrer industriefreundlichen Meinung bleiben, muß der Antrag den zuständigen Fachministern der EU zu Entscheidung vorgelegt werden. Von der Bundesregierung verlangt Breyer Farbe zu bekennen: „Während sie sich in der Öffentlichkeit laut für eine grundsätzliche Kennzeichung von Gentech- Nahrungsmitteln einsetzt, hintertreibt sie in der Gremien der Europäischen Union ihre eigenen Verlaubarungen.“ Der deutsche EU- Kommissar Martin Bangemann (FDP) ist unter den Kommissaren, die den Genraps inkognito auf die Natur loslassen wollen.

Bei der jetzt in Brüssel anstehenden Entscheidung geht es nicht nur um die Kennzeichung von Saatgut. PGS hat nämlich inzwischen auch eine uneingeschränkte Erlaubnis zur Vermarktung der Gentech-Pflanzen bei der EU- Kommission beantragt. Gentech- Rapsöl könnte sich dann schon 1996 in Schoko-Nikoläusen wiederfinden. Wolfgang Löhr

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