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Die Bremer Kinotaz... ...alle Filme, alle Termine

A

Amazon Finnland/USA 1990, R: Mika Kaurismäki, D: Kari Väänänen, Robert Davi / Originalfassung mit Untertiteln

Wenn ein Filmemacher sich mit seinem Werk einer „guten Sache“ annimmt, muß er gleichzeitig auf endlose künstlerische Probleme vorbereitet sein. Das war auch das Problem für Mika Kaurismäki, nachdem er in seinem neuen Film „Amazon“ begann, den Regenwald der Amazonas-Region und die Rechte der eingeborenen Indianer auf ihr traditionelles Wohngebiet zu verteidigen. Vielleicht die gefährlichste Eigenschaft des Films ist, abgesehen von der großen Produktion, seine entwaffnende Naivität. Aber dies kann man auch als einen Vorzug sehen, genau wie seine „gute Sache“. Der Protagonist Kari war auf einer Reise ins Herz der Finsternis, aber dort findet er Wärme, Leben und den Familienzusammenhalt, die ihm genommen wurden.“ (Osmo Peltonen) Kino 46

Apollo 13 USA 1995, R: Ron Howard, D: Tom Hanks, Bill Paxton, Kevon Bacon

„Was diese Geschehnisse so packende macht, ist das menschliche Element: die Art wie es den Menschen gelingt, sich zu kontrollieren, wie sie improviseieren, die Tatsachem das sie niemals aufgaben und die Art in der sie ganz uneigennützig zusammenarbeiteten. Ein Satz des Schriftstellers William Dean Howell erklärt den phänomenalen Erfolg des Films in den USA: Was das amerikanische Publikum will, ist eine Tragödie mit einem glücklichen Ende.“ (Observer) Ufa-Palast, UT-Kinocenter

Assassins – Die Killer USA 1995, R: Richard Donner, D: Antonio Banderas, Sylvester Stallone, Julianne Moore

„Was passiert, wenn sich zwei Auftragskiller in die Quere kommen, zeigt Richard Donners Actionthriller auf ebenso konstruierte wie rasante Weise. Eine detaillierte Nacherzählung der Story wäre unsinnig; sie ist verworren und dient letzlich auch nur für aufwendige Stunts und pulstreibende Spannungsmomente. So ist „Assassins“ trotz zahlreicher Ungereimtheiten sehr wohl gelungen. Sylvester Stallone mimt den müden Menschenjäger glaubhaft, Antonio Banderas ist als Psychopath zum Fürchten realistisch und der Film ist ein zweistündiger Showdown, der nicht einen Moment langweilt. Auch –ne Kunst.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Stern

B

Bab-el-Oued-City Algerien/Schweiz/Frankreich 1993, R: Merzak Allouache, D: Hassan Abdou, Mohamed Ourdache / Originalfassung mit Untertiteln

„In nahezu neorealistischem Stil versucht Allouache einen Querschnitt durch die untere Gesellschaftschicht Algeriens zu legen. Wie nebenbei erfährt man von den Sorgen der Männer um ihren Lebensunterhalt und die Sehnsucht der Frauen nach mehr Eigenständigkeit; man sieht die kleinen Tagediebe und Junkies, die orientierungslos von Frankreich träumen, obwohl alle zurückgewiesen wurden, die es einmal dorthin geschafft haben. Trotz mancher ironischer und anrührender Momente ist der Film von eher nachdenklicher Trauer. Das Schlußlied mit der Zeile „Ich bin traurig über mein Land“ läßt keinen Zweifel daran, daß Merzak Allouche eigentlich nirgends einen Hoffnungsschimmer sieht. Die Frage bleibt, wie man dem militanten Fundamentalismus überhaupt noch begegnen kann. Am besten wohl dadurch, daß man den Mechanismus der Intoleranz durchschaut. Eben das tut dieser Film“ (Peter Buchka) Kino 46

Der bewegte Mann Deutschland 1994, R: Sönke Wortmann, D: Til Schweiger, Katja Riemann, Joachim Krol

Eine auf zwei Comics von Ralf König basierende Komödie: „Die Situation des Heteros unter Schwulen erinnert bisweilen an die Preußen unter Bayern oder an die Yuppies unter Punks. Im Grunde ist „Der bewegte Mann“ die Transformation eines Schwulencomics in ein Buddy Movie mit ein paar Beziehungsturbulenzen drumherum.“ (epd film) Cinema

Biester Frankreich 1995, R: Claude Chabrol, D: Isabelle Huppert, Sandrine Bonnaire

„In einer Männer-Welt wie der unseren sind Frauen Opfer. Eine Frau an sich ist bereits ein Filmthema.“ sagt Chabrol, und neben der Verkörperung der beiden Frauen durch Sandrine Bonnaire und Isabelle Hupppert ist es sicher dieser Überzeugung zu verdanken, daß Altmeister Chabrol mit diesem Film überzeugt.“ (Judith Lewis) Atelier

Bobo und die Hasenbande Ungarn/USA/Deutschland 1995, R: Jenö Koltai

Zeichentrickfilm über den kleinen, ausgesetzten Hund Bobo, der sich im Wald ausgerechnet einem Rudel Hasen anschließt und von ihnen lernt, wie ein Mümmel zu hoppeln. Kino 46

Braveheart USA 1995, R: Mel Gibson, D: Mel Gibson, Sophie Marceau

„Mel Gibsons brilliante Idee ist es, die epischen Qualitäten des Stoffen voll auszuspielen (tragische Romanze, übermenschlicher Heldenmut, verschwenderische Aufnahmen und Tausende von Statisten) und all dem einen schwungvollen, zeitgenößischen Kick zu geben. „Braveheart“ ist auch ein explosiver Actionfilm. So sollte man ihn erst garnicht mit dem farblosen „Rob Roy“ vergleichen, sondern mit „Stirb Langsam“ (New York Times) Ufa-Palast

Die Brücken am Fluß USA 1995, R: Clint Eastwood, D: Clint Eastwood, Meryl Streep

„Dies ist Eastwoods endgültiger Bruch mit dem Traum vom unverwundbaren Tough Guy. Und mehr als das: hier hat der Regisseur tatsächlich seinen ersten Frauenfilm gedreht. Ein altmodisches Kammerspiel, einen Film, der nicht mehr als eine einfache Geschichte von zwei Menschen erzählen will. Denn die Welt der Menschen, das hat Eastwood irgendwann begriffen, ist viel aufregender als die Welt der Mythen. Wahre Helden sterben alt.“ (Der Spiegel) Ufa-Stern

C

Clueless – was sonst USA 1995, R: Amy Heckerling, D: Alicia Silverstone, Stacey Dash

„Der Film ist oberflächlich und schämt sich nicht dafür. Die Kamera erliegt den gleichen Verführungen wie die jugendlichen Helden. Die Inszenierung feiert den Schimmer teurer Kleider, den Glanz polierter Schuhe, und für schöne Gesichter hat sie ohnehin einen Sinn. In „Clueless“ sehen Chanel-Kostüme so unschuldig aus wie selten zuvor, und auch für deren Trägerinnen gilt, bis zum Beweis des Gegenteils, die Unschuldsvermutung.“ (Der Spiegel) Ufa-Stern

Cyclo Frankreich/Vietnam 1995, R: Tran Anh Hung, D: Le Van Loc, Tran Nu Yen

Hungs Film ist eine Mischung aus Martin Scorseses „Taxi Driver“ und Vittorio De Sicas „Fahrraddiebe“, die verblüffend persönlich und modern aussieht. Hung fängt die Verwirrung der verlorenen Menschen, den Schmerz und die Gewalt in dieser Nachtkriegs-Unterwelt in Szenen ein, die manchmal so intensiv wirken, daß man den bitter scharfen Geschmack der Stadt fast auf der Zunge zu schmecken meint. Dafür hat er eine beängstigende Stimmung geschafften mit einem grünlich, ewig flackenden Neonlicht und einer elektrisch geladenen Atmosphäre, in der regelmäßig jemand durch einen Stromstoß von einer fehlerhaften Leitung geschüttelt wird. (hip) Schauburg

D

Desperado USA 1995, R: Robert Rodriguez, D: Antonio Banderas, Salma Hayek, Quentin Tarantino

„Rodriguez konzentriert sich hier ganz auf die extrem blutigen Schießereien (die Zahl der Leichen läßt selbst John Woo alt aussehen) und den makaber komischen Unterton, der den vielen sich ähnelnden Szenen dann doch erstaunlich viel Witz gibt. Der Film ist natürlich reiner Unsinn, aber man kann viel Spaß haben an den Auftritten von Bandreas, Hayek und Tarantino.“ (Time Out) City

Dialogues With Madwomen USA 1993, R: Allie Light /Originalfassung mit Untertiteln

„Offen und mit selbstironischer Distanz erzählen in diesem Film sieben Frauen vom Wahn als Gegenentwurf und Fluchtburg. Am Anfang ein Panoptikum aus Mißbrauch, Mißhandlung, sexueller und rassistischer Repression, stupiden gesellschaftlichen Konventionen. Der Wahnsinn, ob mit manischer Depression, paranoider Schizophrenie oder was auch immer diagnosiziert, erscheint als einzig möglicher Reflex, eine bereits aus den Fugen geratene Welt in den Griff zu bekommen.“ (tip)

Cinema

Der Drache Daniel DDR 1989, R: Hans Kratzert, D: Jens Sander, Joachim Zschocke

„Der in seine Lehrerin verliebte achtjährige Daniel verwandelt sich in einen Drachen und entführt die Angebetete. Bis er wieder menschliche Gestalt annimmt, erlebt er viele lustige und manchmal auch ein wenig aufregende Abenteuer. Humorvoll erzählter Kinderfilm mit hübschen Tricks, der neben seiner phantastischen Ebene auch die Alltagswelt der Kinder einbezieht.“ (Rowohlt Filmlexikon) Ufa-Palast

E

Elisa Frankreich 1994, R: Jean Becker, D: Vanessa Paradies, Gerard Depardieu

„Es sei „eine großartige Frauenrolle“ behauptet Vanessa Paradies, denn schließlich zieht sie sich nicht gleich in der ersten Szene aus, sondern erst im letzten Drittel des Films. Ihr erscheint das offenbar als Fortschritt. Doch obwohl sie mit großer Ernsthaftigkeit spielt und die Figur der Marie nie der Lächerlichkeit preisgibt, ist es doch großer Selbstbetrug, wenn Vanessa Paradies behauptet, mit „Elisa“ werde sie ihr altes Lolita-Image los - immerhin stakst sie in winzigen Shorts auf hohen Absätzen durch den Film, dann wieder trägt sie riesige Wollpullover und darunter nur einen weißen Slip. Es wäre vermutlich ein entsetzlicher Film geworden, wenn da nicht Vanessas schönes und scheues Gesicht wäre, das so oft in Großaufnahme die Leinwand füllt.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter

Hölderlin Comics Deutschland 1994, R: Harald Bergmann, D: Udo Samel, Otto Sander

„Harald Bergmann versucht mit „Hölderlin Comics“ etwas vom Leben des Mannes freizulegen, der zu Unrecht von den Faschisten vereinnahmt worden ist und wahrscheinlich das Opfer eines politischen Komplotts wie auch der eigenen Sensibilität wurde. Dafür läßt er Hölderlin selbst und Zeitgenossen zu Wort kommen. Dabei bleibt natürlich viel zwischen den Zeilen zu lesen, und Bergmanns Bilder (alles andere als Comics) helfen einem auch nur zu erfühlen, was in Hölderlin vorging, als er sich 1807 (nach dem erzwungenen Aufenthalt in der Psychiatrie) der Welt für immer in einem Turm am Neckar entzog. Hölderlin hat in Bergmann einen kongenialen Bruder geunden.“ (tip) Kino 46

Jenseits der Wolken Italien, Frankreich, Deutschland 1995, R: Michelangelo Antonioni, Wim Wenders, D: Fanny Ardant, John Malkovich, Sophie Marceau

„Ein Herrenwitz! Im Herbst begegnen sich Männer und Frauen (Isabbelle Adjani, Irene Jacob, Sophie Marceau), die nach RTL-Rekordzeiten aufeinander herumturnen, wobei Herrenfinger leicht um Brustwarzen herumtanzen, um plötzlich unverrichteter Dinge wieder in den Herbst hinauszulaufen. Es kommt zu sehphilosophischen Äußerungen. Wenn die Schöne dann aus dem Fenster hinterherschauen, kucken sie aus Boss-Hemden zurück, einsam, Rilke im Herzen und so ein sinking feeling in der Hose.“ (taz) Atlantis

K

Kaspar Hauser Deutschland 1992, R: Peter Sehr, D: Andre Eisermann, Katharina Thalbach

Im Vergleich hierzu ist Werner Herzogs Film ein Meilenstein der deutschen Filmkunst. Die Geschichte von dem geheimnissvollen Findelkind wird hier in einem überlangen Ausstattungsfilm neu aufbereitet. Die Intrigen am Badischen Hof sind da wichtiger als alles andere, Katharina Thalbach und Uwe Ochsenknecht spielen die dekadenten, bösen Aristokraten wie aus dem Bilderbuch und Andre Eisermann reduziert den Kaspar auf einen Zappelphilip. (hip) Gondel

Kids USA 1995, R: Larry Clark, D: Leo Fitzpatrick, Justin Pierce

„Ein hinterlistig freundlicher Titel für einen schockierenden Film: „Kids“ beschreibt 24 Stunden aus dem Leben einer Gruppe von New Yorker Teenagern. Underground-Fotograf Larry Clark hat seinen Film mit Darstellern aus der Skateboard-Szene von Manhattan nach dem Drehbuch eines 19jährigen realisiert. Sein Film ist so authentisch und kenntnisreich geschrieben wie hinreißend gespielt und fotografiert. Ein Happy-End ist im Preis freilich nicht inbegriffen.“ (tip) Ufa-Palst, UT-Kinocenter und Casablanca (OL)

Eine Komödie im Mai Frankreich 1989, R: Louis Malle, D: Michel Piccoli, Miou-Miou

„Letzlich kommt der Film doch nicht ganz an den Vorgänger heran, dem er am meisten ähnelt: Jean Renois „Die Spielregel“. Viel erzählt wird hier nicht und es gibt auch keinen großen, alles entscheidenden Höhepunkt, aber Louis Malles charmante und kultivierte Satire über die bürgerliche Scheinheiligkeit und die modische Radikalität der 60er Jahre ist schön anzusehen und wird von einem wunderbaren Schauspieler-Ensemble verkörpert. Obwohl hier alles so freundlich aussieht, berührt Malle auch die dunkleren Aspekte des Lebens. In seiner sonnigen Villa gibt es Sado-Masochismus, Pädophilie, lebische Liebe und Ehebruch, und Malle behandelt sie dezent aber ehrlich.“ (Chris Tookey) Schauburg

L

Leon – Der Profi Frankreich 1994, R: Luc Bresson, D: Jean Reno, Gary Oldman

„Nikita ist wieder da! Nur heißt sie Mathilda und ist erst zwölf Jahre alt. Der französische Kultregisseur Luc Bresson bedient sich für „Leon“ im eigenen Werk. Seine Titelfigur, der milchtrinkende, schweigende Hitman Leon, ist eine Weiterentwicklung des, ebenfalls von Reno gespielten, „Nettoyageurs“ in „Nikita“. Und die kleine Mathilda ist eine jüngere Ausgabe der Punkerin Nikita. Bessons Film, komplett in New York gedreht, räumte in Frankreich und den USA kräftig ab.“ (TV-Spielfilm) Filmstudio

Die letzte Kriegerin Neuseeland 1994, R: Lee Tamahori, D: Rena Owen

„In einem runtergekommenen Haus lebt Beth mit ihren fünf Kindern und Papa Jake. Graue Straßen, Dreck, Frust, Arbeitslosigkeit - an der Peripherie der neuseeländischen Gesellschaft fristen die Maoris ihre Existenz als Underdogs. In der Heimat sorgte der neuseeländische Film und die gleichnamige Romanvorlage für heftige Diskussionen, zeigt er doch wie Kultur, Tradition und Riten 0000der Maoris fortwirken und zum Halt werden können.“ (tip) Modernes

Little Panda USA 1995, R: Christopher Cain, D: Ryan Slater, Yi Ding

Der alljährliche Tierfilm zur Weihnachtszeit handelt diesmal von einem tapferen, kleinen Pandabären, der in einem Naturpark lebt, von Wilddieben gefangen wird und mit dem 10jährigen Ryan viele Abenteuer besteht. Die Hollywoodproduktion wurde in den Bergwäldern Chinas unter Aufsicht chinesischer Experten „vollkommen artgerecht“ gedreht und ist auch ein politisch höchst korrekter Werbefilm für den „World Wide Fund for Nature“. UT-Kinocenter

Look Back in Anger Großbritannien 1959, R: Tony Richardson, D: Richard Burton, Claire Bloom/ OF

Richardsons erster Film seziert den Zerfall einer Ehe. Die Wut des gar nicht so sympathischen „Helden“ richtet sich gegen das Naheliegendste, gegen seine Frau Allison. Er setzt sie vor die Tür und lebt von nun an mit deren Freudnin zusammen. Doch Jimmy, als zerissener Zyniker von Burton dargestellt, merkt schnell, daß er das, was er als Gefängnis empfindet, mit sich selbst herumschleppt – der inneren Leere kann er nicht entkommen. Die realistische Studie, einem Theaterstück von Osborne nachempfunden, läßt die beklemmende Ahnung aufkommen, daß es so oder ähnlich hinter Millionen verschlossener Vorstadttüren zugeht. Kino 46

M

Michel in der Suppenschüssel Schweden 1971, R: Olle Hellbom, D: Jan Ohlson

Leicht inszenierter, lustiger Film über die Kindheitserlebnisse und -streiche des kleinen Michel. Der Regisseur der Pippi Langstrumpf-Filme durfte auch mal einen Flim über einen frechen Jungern drehen. Das Buch stammt natürlich von Astrid Lindgren. Schauburg

Muriels Hochzeit Australien 1994, R: P.J. Hogan, D: Toni Colette

„Märchen werden wahr, nur anders als erträumt. Ein unansehnliches Aschenputtel findet, (unterlegt mit Abba-Musik) wenn schon nicht ihren Traumprinzen, so doch die Kraft, ihr Leben in den Hand zu nehmen. Regisseur P.J. Hogan macht sich mit schrillem Humor über bürgerliche Vorstellungen vom großen Glück lustig. Der Zwang, gesellschaftlichen Vorstellungen entsprechen zu müßen, wird köstlich ad absurdum geführt.“ (TV-Spielfilm) Gondel

N

Die Nacht ist jung Frankreich 1986, R: Leos Carax, D: Michel Piccoli, Juliette Binoche, Denis Lavant

„Ein traumhaft verfremdetes Paris im Zeichen des Halleyschen Kometen und eines geheimnissvollen Virus, der unerbittlich all jene hinrafft, die ohne Lieben ihre sexuellen Gelüste befriedigen. In seinem zweiten Spielfilm liefert der junge Regisseur Carax eine brilliante Stilübung zu den Archetypen und Mythen des französischen und amerikanischen film noir. Seine in sich geschlossene und originelle Ästhetik von Farben und Dekors umspielt ein Ensemble von Figuren, die allesamt Zitat sind, gleichzeitig aber zu unverwechselbarem Eigenleben finden. Ein spröder, gleichzeitig aber gefühl-und humorvoller Film, der Godard soviel wie den Klassikern des Genres verdankt.“ (Fischer Film Almanach) Schauburg

Das Netz USA 1995, R: Irvin Winkler, D: Sandra Bullock, Jeremy Northam

„Wie kann man beweisen, daß man existiert, wenn die Computer das Gegenteil behaupten? Diese paranoide Fantasie ist so stark, daß sie „Das Netz“ zu einem erfreulich beängstigenden Thriller macht, obwohl Irvin Winkler zu der „nichts kann zu offensichtlich sein“-Schule der Filmregisseure zählt.“ (New York Times) Ufa-Stern

Nine Month USA 1995, R: Chris Columbus, D: Hugh Grant, Julianne Moore

„Sam und Rebecca sind das, was man in den Achtzigern „Dinks“ nannte: Vertreter des brieftaschenstarken „Double-Income-No-Kids“-Lebensstils. Solche Baby-Verweigerer bekehrt Hollywood derzeit gerne wieder zu den wahren Werten des Lebens: Rebecca wird schwanger. Der entsetzte Sam muß – unter heftigstem Augenrollen, Stottern und Herumgefuchtel – lernen, die Vaterschaft als wahre Berufung zu begreifen. Daß der aufstrebende Star Grant ausgerechnet kurz vor dem US-Start dieser kruden pränatalen Gag-Fabel mit einer Dame vom Gewerbe auffiel, nährte den Verdacht, die orale Affäre sei als PR-Trick eingefädelt.“ (Der Spiegel) Ufa-Palast, UT-Kinocenter

Nobody's Fool USA 1994, R: Robert Benton, D: Paul Newman, Jessica Tandy, Bruce Willis

„Sully ist ein grummeliger alter Gelegenheitsarbeiter. Seine Frau hat ihn schon vor Jahren verlassen und seinem Sohn war Sully ein miserabler Vater. Wer sich einen solchen Totalversager zum Filmhelden wählt, darf ihn ausschließlich mit Paul Newman besetzten: Dessen handgeschnitzter Oldie-Charme reißt alles wieder raus. Newmans Sully hat nicht viel aus seinem Leben gemacht, aber dabei eine Menge Spaß gehabt. Daß der Dickschädel auf seine alten Tage ein bißchen geläutert wird, erscheint in der herzerwärmenden Kleinstadtsaga durchaus glaubwürdig. Und Newman strahlt in jeder Szene mehr Sex-Appeal aus als Tom Cruise in einem ganzen Film.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter

P

Pippi Langstrumpf Schweden/Deutschland 1968, R: Olle Hellbom, D: Inger Nilsson

Der erste Film der Serie mit der frechen Heldin von Astrid Lindgren, die mit dieser Figur vielleicht mehr für die antiautoritäre Erziehung erreicht hat, als all die Kindergruppen in den 60ern zusammengenommen. Gondel

Pippi im Taka-Tuka-Land Schweden/Deutschland 1969, R: Olle Hellbom, D: Inger Nilsson

Der dritte Film über Astrid Lindgrens superstarke Göre, die von Inger Nilsson so perfekt verkörpert wurde, daß diese die Rolle nie wieder los wurde. Heute ist sie eine etwa vierzig Jahre alte Schauspielerin, aber alle Welt kennt sie nur als die Frau, die Pippi Langstrumpf war. Eine traurige Pointe der kunterbunten Saga. Atlantis

Pocahontas USA 1995, R: Mike Gabriel, Eric Goldberg

„Pocahontas ist so politisch korrekt wie Müsli-Kekse. Seine indianische Heldin ist groß, muskulös und anmutig, kann durch Stromschnellen steuern wie Meryl Streep in „Am wilden Fluß“ und hat ein Gesicht, bei dem die Zeichner peinlich genau jeden karikaturistischen Ansatz vermieden haben.“ (Sight and Sound) Europa, City und Ufa-Palast

The Power of Love USA 1995, R: Lasse Hallström, D: Julia Roberts, Dennis Quaid

„Der Racheakt der Frauen wirkt hier überzogen und unglaubwürdig, er taugt bestenfalls als plumper Gag. Leider strotzt der Film vor solchen Momenten, und immer hat es den Anschein, als seinen die Frauen drauf und dran, es den Männern mit ähnlich rabiaten Mitteln heimzuzahlen wie Thelma und Louise in der Wüste.“ (epd-Film) City, Ufa-Stern

Pulp Fiction USA 1994, R: Quentin Tarantino, D: John Travolta, Bruce Willis, Harvey Keitel

„Daß da ausgerechnet Quentin Tarantino laxer und gefährlicher Umgang mit Gewalt vorgeworfen wird, ist absurd: von Oliver Stones dumpf gespreitzer, schockgeiler und schmierig koketter Verhunzung des Tarantino-Drehbuchs „Natural Born Killer“ trennen „Pulp Fiction“ Welten.“ (Thomas Klingenmeier) Modernes

S

Sagolandet – Das Märchenland Schweden/Deutschland 1988, R: Jan Troell /Originalfassung mit Untertiteln

Warum ist dieser dreistündige, schwedische Dokumentarfilm der Rede wert? Troell verfügt über einen scharfen, entlarvenden Blick für Realsatire und die Absurdität des Normalen. Ein fanatischer Umweltschützer führt mit Machete und Pestiziden einen Privatkrieg gegen die Herkulesstaude, weil sie ein ausländisches Gewächs ist und daher eine Bedrohung für Schweden sei. Im übrigen liebe er Pflanzen. Jugendliche, die Angst vor der Zukunft haben kommen zu Wort; Naturschützer, die von den Behörden fordern, die Wölfe entgültig auszurotten, ein Holzfäller, der zweifelt, ob der Wald je wieder wachsen wird. Mit traumwandlerischer Sicherheit werden die Stränge verknäult; suggestiv jongliert Troell mit Musik, OFF-Kommentar, O-Ton und Formen und verschmilzt mehr als ein Dutzend verschiedener Geschichten und Schauplätze zu einem einleuchtenden Ganzen.“ (Stefan Reinecke) Kino 46

Santa Clause – eine schöne Bescherung USA 1995, R: John Pasquin , D: Tim Allen

„Der Weihnachtsmann-Vertrag tritt in Kraft, wenn ein Sterblicher das Outfit des originalen Santa Claus anzieht. Was Solo-Papi Scott tut, als der amtliche Bartträger am Weihnachtsabend vom Dach fällt. Kaum hat er die rote Zipfelmütze übergestülpt, findet er sich auch schon am Nordpol wieder.“ (Silke Schütze) UT-Kinocenter

Schamanen im blinden Land Nepal/Deutschland/USA 1980, R: Michael Oppitz

Unter den ethnologischen Dokumentarfilmen nimmt dieser eine besondere Stellung ein: kein Film zuvor hat je den Schamanismus am Beispiel eines einzigen Volkes so umfassend dargestellt. Auf drei Expeditionen in ein abgelegenes Dorf im Schatten des Dhaulagiri-Massivs in Zentral West-Nepal, zehn Tagesmärsche von der nächsten Flugpiste entfernt, wurde auf Film festgehalten, was selbst in der beschreibenden Literatur nur teilweise bekannt war: die religiösen Praktiken der Schamanen, ihre Mythen, ihre Musik, ihre Heilpraktiken, ihre rituelle Geburt, ihr alltägliches Leben. Kino 46

Die schöne Querulantin – Divertimento Frankreich 1990, R: Jaques Rivette, D: Michel Piccoli, Emmanuelle Beart

„Bei der „Schönen Querulantin“ kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, denn über die Dauer des Films (vier Stunden im Original, zwei Stunden in dieser von Rivette selbst geschnittenen Kurzfassung) geschieht nicht mehr, als daß ein Maler und sein Modell - meist wortlos - um das Erschaffen eines Kunstwerks kämpfen. Doch dieser in der Substanz abstrakte Kampf wird mit einer so konkreten und konzentrierten Spannung ausgetragen, daß man wie verzaubert daran teilnimmt, in einen Zustand der Zeitlosigkeit gerät. Die Körperlichkeit der Frau, die sich den Linien auf des Malers Leinwand verweigert, strahlt von der Filmleinwand herab wie das Geheimnis der unzähmbaren, ungebändigten Vitalität: so schön, so fern von jedem Spekulieren mit Sexualität war Weiblichkeit im Kino noch nicht zu sehen.“ (Sibille Simon-Zülch) Schauburg

Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D;: James Cromwell, Magda Szubanski

„Das muß man erstmal auf die Beine stellen: sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene. Mit viel Ideenreichtum, ungebremsten Witz und rührenden Versöhnungsszenen läßt er die Sau raus und schildert quicklebendig den Aufstieg des Schweinchens zum Star bei Vier- und Zweibeinern. Als Parabel irgendwo zwischen Orwells „Farm der Tiere“, dem TV-Klassiker ums quasselnde Pferd „Mister Ed“ und Walt Disney funktioniert der Film prächtig und läßt das Zwerchfell ebenso zittern wie die Herzen dahinschmelzen.“ (Bremer) Ufa-Palast

Die Serpentintänzerin Ungarn/Deutschland 1992, R: Helmut Herbst, D: Karin Fallenstein, Eva Mattes

„Helmut Herbst erzählt eine melancholische Liebesgeschichte aus den Kindertagen der Kinematographie, vom Leben auf den alten Jahrmärkten und den seltsamen Verstrickungen, zu denen Menschen aus Leidenschaft fähig sind“ (Produktionsnotizen) Kino 46

Sieben USA 1995, R: David Fincher, D: Morgan Freeman, Brad Pitt

„Dieser gruselige Detekiv-Thriller über einen Serienkiller, der Menschen umbringt, die die sieben Todsünden in besonders unverfrorender Art und Weise begehen, ist eine unappetitliche Mischung aus den gängigen Formeln des Genres und unmäßiger Gehässigkeit. Aber obwohl er leicht eklig wirkt und bestidsmmt keinen Platz in der Filmgeschichte einnehmen wird, ist er doch erstaunlich gut konstruiert. Auf der Habenseite hat er auch die anmutig Präsenz von Morgan Freeman, der seine Rolle meisterlich ausfüllt und sogar seinen Kollegen Brad Pitt eindrucksvoll wirken läßt. Ansonsten ist der Film vor allem durch Finchers Regie erträglich. Er hat ein Talent dafür, langsam eine Bedrohung anschwellen zu lassen und läßt den Schauspielern Raum, um ihre Figuren mit bedeutsamen Pausen, kleinen Gesten und komischen Details interessant zu machen.“ (World Premiere) City, Europa, UT-Kino

Smoke USA 1994, R: Wayne Wang, D: William Hurt, Harvey Keitel

„Der geheime Zauber und die Wahrhaftigkeit des Films haben damit zu tun, daß die Figuren, so sehr sie auch ihre Schuld und Trauer empfinden, gerade nicht in einer Sphäre von Anklage und Selbstmitleid versinken. Gegen Schluß des Films mußte ich immer öfter daran denken, daß „Smoke“ eigentlich die ideale Geschichte für Wim Wenders wäre. Aber die Figuren in „Smoke“ haben eine dramatische Dichte, die Wenders Figuren selten erreichen, und vor allem haben sie eine selbstverständlichere Kraft, dem Bann der Selbstbetrauerung zu entkommen.“ (epd-film) Schauburg, Casablanca (OL) und Gondel

Species USA 1995, R: Roger Donaldson, D: Ben Kingsley, Michael Madsen

„Die Kreatur, um die sich alles in diesem Film dreht, ist das Ergebniss von einem dieser gewagten wissenschaftliche Experimente, die im Kino ja regelmäßig schiefgehen. „Species“ ist wohl das Beste für Leute, die sich bei einem Horrorfilm dann doch nicht allzu sehr gruseln wollen.“ (Ney York Times)Ufa-Stern, UT-Kinocenter

Stadtgespräch Deutschland 1995, R: Rainer Kaufmann, D: Katja Riemann, Kai Wiesinger

„Kaufmanns Komödie der Irrungen und Wirrungen versucht es auf die todsichere Tour: ein bißchen Riemann, ein bißchen Wiesinger, eine Prise Singlefrust, etwas schwule Romantik und ein paar krachende Pointen. Obwohl das Rezept nicht ganz aufging, kann der Film dennoch munden.“ (tip) Cinema, Ufa-Palast und Apollo (WHV) sowie Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshsn.)

Sturmhöhe USA 1939, R: William Wyler, D: Laurence Olivier, Merle Oberon

„Laurence Olivier hat gesagt, daß ihm der Regisseur William Wyler bei diesem Film beibrachte, wie man als Schauspieler vor der Kamera arbeitet, und es besteht kein Zweifel, daß er als Heathcliff neue Leidenschaft und Kraft zeigt. Leider fehlt es Merle Oberons Cathy bei aller Eleganz an der ergänzenden Leidenschaft. Sie ist ein wenig zu kühl und zierlich für die Figur, die in Emily Brontes „wilder Werkstatt“ (so ihre Schwester Charlotte) ersponnen wurde. Aber dennoch ist dies ein wunderschön gemachter, gruselig-romantischer Klassiker mit vielen unvergeßlichen Szenen.“ (Pauline Kael) Cinema

T

Der Totmacher Deutschland 1995, R: Romuald Karmakar, D: Götz George, Jürgen Hentsch

„Der Fall des Hannoveraner Kaufmanns Günther Fritz Haarmann, der 1924 unter Anklage stand, mehr als zwanzig junge Männer umgebracht und zerstückelt zu haben, hielt die Weimarer Republik in Atem. Karmakar und sein Ko-Autor Michael Farrin haben aus dem blutrünstigen Stoff ein Kammerspiel für drei Personen gemacht: den Massenmörder, den Psychiater und einen Stenografen. Die Protokolle des psychiatrischen Verhörs sind erhalten; sie dienten als Basis für ein packendes Duell in Worten und Gesten, dessen Dramaturgie keineswegs auf einen vordergründigen Thesenbeweis zielt, sondern die Komplexität des Falles und der Charaktere bewahrt. Hauptdarsteller Götz George aber zieht magisch alle Aufmerksamkeit auf sich. Bravorös spielt er zugleich den Schelm und das Ungeheuer, die Unschuld und den Teufel.“ (tip) Filmstudio

Die Träume des Monsieur Cinema Frankreich 1995, R: Agnes Varda, D: Michel Piccoli, Marcello Mastroianni, Sandrine Bonnaire /OF mit Untertiteln

Agnes Varda hat den Film so offen konstruiert, daß sie alles hineinstopfen konnte, was ihr zum Thema Kino lieb und wert ist. Jedes Bild, jede Kamera-Einstellung, jeder Dialog ist ein Zitat, und so ist der Film eine Fundgrube für Cineasten, die darin nach Herzenslust herumstöbern können. (hip) Schauburg

U

Underground Frankreich/Deutschland/Ungarn 1995, R: Emir Kustirica

„Underground“: ein dreistündiger Parforceritt durch fünfzig Jahre Geschichte eines gebeutelten Landes, das einst Jugoslavien hieß. Wie in „Time if the Gypsies“ entwirft Kustirica ein tragikomisches Gebilde, in dem Opportunismus, Lüge und blinde Ideologie nur die andere Seite von Hoffnung, Freude und dem Willen zum Überleben darstellen.“ (Stephen Locke) Schauburg und Casablanca (OL)

V

Vernetzt – Johnny Mnemonic USA 1995, R: Robert Longo, D: Keanu Reeves, Udo Kier, Ice-T, Dolph Lundgren

„Obwohl der Chip in seinem Kopf riesige Datenmengen zu speichern vermag, ist Johnny ein Mann ohne Gedächtnis. Denn seine eigenen Erinnerungen wurden gelöscht, was annähernd erklärt, warum dieser Science-Fiction-Thriller mit Keanu Reeves so hohl ist.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Stern

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