: Unterm Strich
Da ist uns doch eine Klarstellung auf den Tisch geflattert: Die taz berichtete am 24. November, Dr. Karl H. Blessing, Geschäftsführer bei Droemer/Knaur, sei „fristlos beurlaubt“ worden. Blessings Rechtsanwälte bitten nun um Veröffentlichung folgender Erklärung – und das tun wir natürlich sofort: „1. Herr Dr. Blessing wurde keineswegs ,fristlos‘ beurlaubt. 2. Herr Dr. Blessing hat seinen Mitgeschäftsführer Peter Schaper nicht vorgeworfen, Mitglied der Scientology-Sekte zu sein. 3. Die Herrn Dr. Blessing zugeschriebene Äußerung über die Scientology-Mitgliedschaft des Herrn Schaper war nicht Anlaß für die Beurlaubung.“ Wir merken dazu an: Auch der Spiegel hat, drei Tage später als die taz, berichtet, Blessing sei „fristlos beurlaubt“ worden. O-Ton Spiegel vom 27. 11.: „Zum Knall kam es, nachdem Blessing sich an die Scientology-Expertin Renate Hartwig wandte und um Aufklärung über eine eventuelle Mitgliedschaft Schapers bei der Sekte bat.“
„Rechtschreibreform light vor der Bescherung“ – das hat dpa schön gesagt. Heute und morgen wollen die Kultusminister der Länder die „abgespeckte“ Version verabschiedungsreif machen. Von der ursprünglichen Idee, Fremdwörter einzudeutschen, ist man jetzt abgekommen. Das Restorant, die Katastrofe, der Rytmus und die Filosofie bleiben uns also erspart. Sie waren „nach dem Geschmack der deutschen Öffentlichkeit ungenießbar.“ Nur längst allgemein übliche Vereinfachungen wie Telefon oder Fotograf werden jetzt festgeschrieben. Sonst wird aber reformiert wie vorgesehen.
Die „Alte Flora“ im Hamburger Schanzenviertel ist Dienstag nacht abgebrannt. Brandursache sei ein technischer Defekt gewesen, erklärte eine Sprecherin der Polizei. Die „Alte Flora“, ein ehemaliges Varietétheater, sollte in den 80er Jahren als Musicaltheater für das „Phantom der Oper“ umgebaut werden. „Zu viele schnieke Typen“ befürchteten einige Bewohner des Schanzenviertels damals und warfen mit Eiern. 1989 wurde die „Alte Flora“ besetzt und hieß von da an „Rote Flora“. Weil die Besetzer doch Rote waren.
Richtungsweisende Entwicklungen sind aus der japanischen Bekleidungsindustrie zu vermelden. Dort wird nun, nach 50 Jahren, der Surrealismus Wirklichkeit. In Boris Vians „Schaum der Tage“ wurde das „Pianocktail“ bereits rauf und runter gespielt. Das Klavier mixte die Drinks. In Japan gibt es das Pianocktail jetzt als Webstuhl. Spiel dein Lieblingslied und spinn dir deinen ganz persönlichen Kuraray. So heißt eine neue Synthetikfaser, deren Stärke und Beschaffenheit vom an den Fadengenerator angeschlossenen CD-Player bestimmt wird. „Die Ergebnisse sind sehr unterschiedlich, je nach der Musik, die wir auflegen“, erklärte ein Firmensprecher. Leider soll das neue Produkt zunächst nur auf dem japanischen Markt getestet werden.
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