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Die Abi-Reform steckt in der Sackgasse

■ Schüler protestieren heute gegen eine Abi-Reform, die eh zu scheitern droht

Berlin (taz) – „Wir wollen eine menschliche Schule und keine Lernfabrik“, meint Nina Forchmann von der LandesschülerInnenvertretung in Nordrhein-Westfalen. Zusammen mit anderen Schülervertretungen ruft ihr Landesverband daher für heute zu Protesten gegen die „Abi-Deform“ auf.

Doch die geplante Reform des Abiturs droht auch ohne Schülerprotest zu scheitern. Wenn sich heute die KultusministerInnen der Länder in Mainz treffen, um erneut über Kernfächer, Schulzeiten und Prüfungsmodalitäten zu verhandeln, dann sind die Gräben zwischen SPD- und unionsregierten Ländern unverändert tief. Konsens besteht lediglich darüber, daß die sogenannten Kernfächer Mathematik, Deutsch und eine Fremdsprache in der Oberstufe durchgängig belegt und in die Abiturprüfung mit eingebracht werden müssen. Dies gilt bisher in neun der 16 Bundesländer. Gleichzeitig sollen neue Lernformen an den Schulen gestärkt werden, wie fächerübergreifender Unterricht und das Lernen im Projekt. Die SPD-Länder wollen zudem in einer Öffnungsklausel verankern, daß Leistungen aus fächerübergreifenden Kursen, die Kenntnisse in Deutsch, Mathematik oder einer Fremdsprache vertiefen, ersatzweise für ein Kernfach angerechnet werden können. Wird an einer Schule der Erdkundeunterricht auf französisch abgehalten, so wäre damit das Kernfach Fremdsprache abgedeckt.

Bayerns Kultusminister Hans Zehetmair (CSU) weist solche Ersatzmöglichkeiten zurück. Zugleich beharrt er wie sein sächsischer Kollege Matthias Rößler (CDU) darauf, künftig fünf Prüfungsfächer im Abitur festzuschreiben. Zehetmair will eine Toleranzklausel durchsetzen, nach der es jedem Land freigestellt bleibt, vier oder fünf Abiturprüfungen von den SchülerInnen zu fordern. Die SPD-regierten Länder halten vier Prüfungsfächer für völlig ausreichend. Eine Erhöhung der Anzahl der Prüfungen führe zu einer unzumutbaren Verschulung der Oberstufe. Können sich die KultusministerInnen bis morgen nicht einigen, so bleibt alles beim alten. Dann allerdings wird die Diskussion um Aufnahmeprüfungen an Universitäten wieder an Schärfe gewinnen. flo

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