„Ich wollte beide“

■ Lina Heidemann pfeift auf die Gesetze: Eltern sollten einfach großzügiger sein

Als Lina Heidemann* (13) vier Jahre alt war, trennten sich die nichtverheirateten Eltern. Sie blieb bei der Mutter in Mannheim, zog im Alter von neun Jahren zum Vater und jetzt, mit dreizehn Jahren, wieder zur Mutter nach Oldenburg.

„Am Anfang, als ich vier Jahre alt war, wollte meine Mutter nicht, daß ich meinen Vater sehe. Aber ich habe immer nach ihm gefragt, dann durfte ich ihn besuchen, zuerst nur alle drei Wochen. Von mir aus hätte es öfters sein können. Ich hatte bei meinem Vater ein Zimmer, das vermietete er unter der Woche. Am Wochenende kam ich. Ich war schon hin- und hergerissen: wenn ich bei meiner Mutter war, glaubte ich, mein Vater sei schuld an der Trennung, und war sauer auf ihn. Bei meinem Vater war es dann umgekehrt.

Ich wußte aber damals, obwohl ich klein war, im Grunde ganz genau, was ich wollte. Ich wollte immer auch meinen Vater sehen. Und er auch mich. Als ich beispielsweise eingeschult wurde, haben sie alle Eltern aufgerufen, aufs Podium zu kommen. Obwohl es nicht geplant war, tauchte mein Vater plötzlich auf und sprang mit aufs Podium. Das war klasse. An den Geburtstagen gab es immer doppelt so viele Geschenke, und ich fuhr zweimal im Jahr in Urlaub. Ostern beispielsweise habe ich mit meinem Vater eine Fahrradtour durch Italien gemacht. Im Sommer ging es mit meiner Mutter an die Nordsee. Als ich neun Jahre alt war, zog meine Mutter von Mannheim nach München, aus beruflichen Gründen. Ich sagte ihr, daß ich gern weiter in Mannheim bei meinem Vater wohnen würde. Sie hat das erlaubt, obwohl es ziemlich schwierig war für sie. Ab dann habe ich meine Mutter oft besucht, wir telefonierten fast jeden Tag. Väter und Mütter sollten es sich gut überlegen, ob sie in eine andere Stadt ziehen, wenn sie ein Kind haben, das immer hin- und herfahren muß.

Jetzt im Sommer habe ich mich dann entschieden, wieder zu meiner Mutter, die jetzt in Oldenburg lebt, zu ziehen. Sie hat das so gewollt, ich nicht unbedingt. Meinen Geburtstag will ich wieder bei meinem Vater feiern, wegen der Schulfreundinnen. Wenn sich Eltern trennen, sollten sie unbedingt alles an Fahrkarten und Telefongesprächen ermöglichen, damit man den Vater oder die Mutter sehen kann, sooft man will.“