: „Große Trauer“
■ Wolfgang Prelle ist für ein gemeinsames Sorgerecht nach der Scheidung
Wolfgang Prelle (42), Sozialarbeiter aus Kirchheim/Teck, ist Vater eines sechsjährigen Sohnes und einer neun Jahre alten Tochter. Nach acht Jahren Beziehung trennte sich seine Frau von ihm und behielt das alleinige Sorgerecht. Das war vor dreieinhalb Jahren. Wolfgang Prelle hat zwar ein Umgangsrecht, seine Kinder aber wollen ihn zur Zeit angeblich nicht sehen.
„Wir haben nach der Trennung verabredet, daß ich die Kinder alle vierzehn Tage habe, von Freitagabend bis Sonntagabend. Aber diese Regelung wurde von seiten meiner Exfrau immer mehr eingeschränkt. Angeblich wollten die Kinder nicht kommen, oder es stand eine Familienfeier an. Oder es lief so: Es war ein Wochenende mit mir verabredet, dann hat meine Exfrau gesagt: ,Wollt ihr zum Papa, oder wollt ihr lieber in den Zoo gehen?‘ Sie hat mir vorgeworfen, immer, wenn die Kinder von mir kämen, seien sie durcheinander und nervös.
Ich sah meine Kinder immer seltener, es kam immer was dazwischen. Nach langem Hin und Her kam es dann zu einer Gerichtsverhandlung. Sie hatte ja das alleinige Sorgerecht und wollte mir das Umgangsrecht von vierzehn Tagen auf vier Wochen halbieren. Der Richter hat die Kinder einvernommen und erklärte dann, die Kinder hätten gesagt, sie wollten nur alle vier Wochen zu mir. Aber es sei greifbar gewesen, unter welch schlimmem Druck die Kinder dies sagten.
Der Richter hat noch durchgesetzt, daß ich die Kinder in den Sommerferien drei Wochen kriege. Aber als die Sommerferien näher rückten, hieß es plötzlich von meiner Frau, die Kinder wollten angeblich nur noch zwei, am Ende nur noch eine Woche zu mir. Nachher wollten sie angeblich gar nicht mehr zu mir, weil sie Angst vor mir hätten. Ich hätte den Umgang zwar gerichtlich durchsetzen können, aber ich bin nicht der Typ, der mit dem Gerichtsvollzieher vorfährt und sagt: ,Kinder, raus!‘
Sie hat dann später noch ein Schreiben von einem Psychiater vorgelegt, der vorschlug, der Kontakt zum Vater solle für ein halbes Jahr unterbrochen werden. Gegenüber meiner Arbeitsstelle ist ein Schulhof, wo Hunderte von Kindern im Alter meiner Tochter herumhüpfen. Da treten mir manchmal die Tränen in die Augen, da ist eine große Trauer. Für mich wäre ein gemeinsames Sorgerecht eine gute Lösung gewesen.“
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