■ Eine schwarze Komödie aus München
: Nicht ohne meinen Spezl

Ein anonymes Mitglied der CSU hat der taz einen literarischen Versuch zugespielt. Der derbe Einakter „Nicht ohne meinen Spezl“ spielt im Hinterzimmer einer Münchner Gaststätte und dreht sich um ein Treffen von fünf Ex-Mandatsträgern der CSU. Aktueller Anlaß unserer Dokumentation: der heute beginnende Prozeß gegen einen der Spezln, den gescheiterten Käseschachtelhersteller Gerhard Bletschacher (s. Kasten).

Kiesl: Also, Freunde, Tagesordnungspunkt eins: Gründung einer neuen Arbeitsgemeinschaft in der CSU. Gerhard Bletschacher hat vorgeschlagen, daß wir uns „Gruppe Sozialer Strafvollzug“ nennen. Gibt es Gegenstimmen?

Luksch: Ähm.

Kiesl: Wos is?

Luksch: „Sozialer Strafvollzug“ – das klingt irgendwie nach SPD. Ich bin für „Arbeitskreis organisierte Kriminalität“. Das ist ein Begriff, den jeder sofort mit unserer Partei verbindet.

Lerchenmüller: Schon recht – aber ich hab' mich heute vormittag erkundigt: Einen „Arbeitskreis organisierte Kriminalität“ gibt's schon in der CSU. Mein Kompromißvorschlag: „Arbeitsgruppe moderne Finanzwirtschaft“.

Kiesl: Klingt auch nicht schlecht – Gegenstimmen? Nein? Ist also angenommen. Damit kommen wir zu den Aufnahmebedingungen.

Reuter: Das sollten wir möglichst offen halten. Nur eines wäre mir wichtig: Aufgenommen wird nur, wer einen Haftbefehl und/ oder eine Hausdurchsuchung vorweisen kann.

Kiesl: Gut – keine extrem hohe Hürde. Sonst noch was?

Bletschacher: Ein Empfehlungsfax vom Gauweiler wär' auch nicht schlecht...

Lerchenmüller: Saublöde Idee. Das ist ungefähr so viel wert wie eine deiner Käseschachteln. Der Gauweiler ist doch nicht der einzige, der weiß, wo die Potentiale in unserer Partei stecken.

Kiesl: Also abgelehnt. Dritter Punkt: Stellenangebote. Ihr wißt, daß wir uns um attraktive Angebote für die Mitglieder unseres Arbeitskreises bemühen. Und Otto Lerchenmüller hat sich umgehört. Otto, deinen Bericht bitte.

Lerchenmüller: Das erste Angebot klingt schon mal hochinteressant: Eine Vortragsreise durch Süditalien. Ein paar Tage im Umland von Neapel, dann noch eine Woche in Palermo. Geboten wird anständige Bezahlung plus Lira- Kursgewinne, freies Geleit, sichere Unterkunft.

Kiesl: Was wollen die hören?

Lerchenmüller: Thema soll sein „Kommunale Gebühren und der Untergrund“. Das wär' doch grad recht für unseren Franz „Gully“ Luksch, oder?

Luksch: Wird erledigt.

Lerchenmüller: Unser zweites Angebot kommt von einer Tanzschule. Die machen einen Kursus für Manager: „Die korrekte Körper- und Geisteshaltung beim Rücktritt“. Wer hat die meiste Erfahrung?

Bletschacher: Eindeutig unser Münchner Vorsitzender Peter Gauweiler: Rücktritt als Umweltminister, dann Rücktritt als Münchner Vorsitzender der CSU, gefolgt vom hochdramatischen Rücktritt vom Rücktritt.

Kiesl: Wär' der richtige Mann. Aber er hat keinen Haftbefehl oder eine Hausdurchsuchung vorzuweisen. Und das war die Voraussetzung.

Bletschacher: Vielleicht als Fördermitglied...?

Kiesl: Akzeptiert. Den Managervortrag hält der Gauweiler. Wir kommen zum letzten Punkt. Stichwort „Schwarz-weiß-blaue Hilfe“, Besuch bei treuen Parteifreunden, die ihre Strafe absitzen. Heute ist mein ehemaliger Kanzleikollege Hansjoachim Gaub dran. Hat jemand ein Geschenk gekauft?

Reuter: Ich hab' das Buch von dem Ogger besorgt, „Nadeln in Nietenhosen“.

Lerchenmüller: Der Gaub hat sich übrigens in Hessen einsperren lassen, ist dort Freigänger und schreibt ein Enthüllungsbuch über den offenen Strafvollzug der Sozis.

Alle: Hessen vorn!!! Felix Berth