: Wo Lachen zur Therapie gehört
Keine Ghettoisierung und nur so kurz wie möglich im Krankenhaus – nach dieser Maxime behandeln Ärzte und Pfleger die Aidskranken auf den Stationen 30B und 30C des Berliner Auguste-Viktoria-Krankenhauses. Rund fünfzig Patienten werden dort therapiert und betreut – ausnahmslos von Ärzten und Pflegern, die sich freiwillig für diesen Dienst gemeldet haben. Bundesweit einzigartig ist auch, daß zwei Psychologen für die meist schwulen Aidskranken und deren Freunde und Verwandte im Krankenhaus zur Verfügung stehen. Dabei versuchen sie, den Imperativ zu vermeiden: Sie verlangen von den Aidskranken nicht, daß sie sich mit ihrer Infektion auseinandersetzen müssen. Sondern sie helfen ihnen, Aids, „soweit es nötig ist, in ihr Leben zu integrieren“.
Die ständige Präsenz der Psychologen ist wichtiger denn je: Das Krankheitsbild von Aids hat sich verändert. Inzwischen leben Positive dank Forschung länger, viele leiden aber auch an neurologischen Krankheiten, die stationär behandelt werden müssen. Manche Patienten sind Pflegern und Psychologen seit Jahren bekannt – und vertraut.
Seit fünf Jahren findet, alle zwei Wochen sonntags nachmittags, auf den Stationen 30B und 30C ein von der Berliner Aids-Hilfe initiiertes Kaffeekränzchen statt – manchmal mit Kabarett- und Chorprogramm. Die Künstler treten gratis auf, und es fällt ihnen nicht gerade leicht. „Es ist schwierig, das Publikum zu lesen“, sagt der Chorleiter der „RosaCavaliere“, Thomas Noll, „viele sind sehr in sich, andere gehen spontan mit.“
Die bunten Nachmittage sind für den Seelenhaushalt der Aidskranken von unermeßlichem Wert, sagt Psychologe Klaus Bröker: „Das Lachen ist enorm wichtig für die Patienten.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen