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Historie im Baumarkt

■ Die kleinen Freuden eines Landesarchäologen Historische Wurt in der Gartenabteilung des Baumarkt

Gerettet! „Hier hat ein Bauriese ein historisches Denkmal integriert, statt alles plattzumachen“, frohlockte gestern Bremens Landesarchäologe Dr. Manfred Rech. Der Wohltäter: Hornbach in der Neuenlander Straße, der Baumarkt mit der eigenen Ampel. Der hat nun eine weitere Attraktion aufzuweisen, die archäologische Spürhunde zwischen Gartenzwergen, Tongefäßen und Apfelbäumen inmitten der Gartenabteilung entdecken können. Der Profi merkt natürlich gleich, daß es sich bei der hügeligen Erhebung – Durchmesser rund 15 M eter – um eine Wurt handelt.

Eine Wurt, das sei den archäologischen Laien erklärt, ist eine von Menschenhand aufgeworfene Erhöhung. Ein mitteralterlicher Siedlungshügel, der der Hochwassergefährdung in der nordeutschen Tiefebene ein Schnippchen schlägt. Die an der Neulander Straße sind 800 Jahre alt, genauer: sie wurden 800 Jahre alt, denn bis auf die Wurt im Baumarkt wurden alle von toys–r us und Konsorten plattgemacht.

Da die meisten Menschen inmitten von Hornbach einen historischen Siedlungshügel weder erwarten noch erkennen würden, ist seit gestern eine – selbstredend feierlich eingeweihte – Informationstafel an nämlicher Stelle aufgebaut, die das Einkaufen zu einem pädagogischen Erlebnis machen soll und die BesucherInnen darauf hinweist, daß sie sich auf historischem Boden befinden. Freilich erkennen Laien auch mithilfe solcher Information über das Siedlungsgebaren ihrer Vorfahren die Wurt nur schwerlich, wurde sie doch geflastert, mit Gartenpavillons, Tonblumentöpfen und Ziersträuchern versehen. Als i-Tüpfelchen wurde ein kleiner Bach um die Wurt gelegt.

Die Bereitschaft des Unternehmens, die Wurt nicht einzuebnen wurde von dem Landesarchäologen hoch gelobt: „In dem Baumarkt gehen täglich mehr Menschen ein und aus als in unseren Museen, und so können wir diese Menschen auch erreichen.“ skai/sil

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