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Möbel und Accessoires mit goldenem Touch

■ Berliner Designer: Pappmaché mit Goldanstrich, Wohnschmuck aus Messing

„Man muß den Teig gut rühren, sonst gibt es Klümpchen“, erzählt Ann-Kathrin Schwan während sie den zähen Brei in einem blauen Plastikeimer durchknetet. Vermengt werden keine Backzutaten für einen süßen Kuchenteig, sondern eine klebrige Masse aus Zeitungsschnippseln und Kleister. Die gelernte Produktdesignerin stellt in ihrem Weddinger Atelier Möbel und Accessoires aus Pappmaché her. Für die Grundmasse werden auf einen Eimer Zeitungspapier, das bereits geschreddert vom Recyclinghof gekauft wird, rund 3,5 Liter Flüssigkeit berechnet. Die richtige Mischung muß Ann-Kathrin Schwan jeweils austüfteln. Kleine Gebrauchsgegenstände wie Kaffee- oder Zuckerdosen kann man mit dem Papierbrei genauso verkleiden wie alte Stühle oder Tische. Um beispielsweise einen Spiegel kunstvoll zu gestalten, werden rund vier Eimer der Pappmachémasse benötigt. Zwei bis vier Wochen müssen die Kunstwerke im Trockenraum trocknen.

Obwohl die Ausgangsmaterialien alles andere als stabil wirken, halten sie einiges aus, versichert die Designerin. „Meinen ersten Stuhl habe ich selbst zwei Jahre lang als Schreibtischstuhl verwendet, um zu testen, ob er die Belastung verträgt.“ Kunden dagegen halten die Möbelstücke häufig für reine Kunstobjekte. „Ich nötige die Leute fast, sich doch zu setzen“, sagt Ann-Kathrin Schwan. Selbst im Freien könne man es sich auf den außergewöhnlichen Sitzflächen bequem machen. Dazu würden sie mit einem Kunstharz lackiert. „Einen Schauer vertragen die Stühle schon, aber ich würde sie nicht unbedingt im Garten überwintern lassen“, ergänzt die Künstlerin. Bei aller Originalität der Entwürfe sei für sie wichtig, daß man alle Objekte auch benutzen könne.

Die graue Papierumkleidung verschönert sie durch eine bunte Bemalung, fast immer ist Gold dabei. „Ich finde Gold tut dem Pappmaché gut, wertet das billige Material auf. Dadurch ergibt sich ein interessanter Kontrast“, erklärt die Künstlerin. „Außerdem harmoniert Gold sowohl mit warmen als auch mit kalten Farben.“ Auch bei den Kunden ist der warm schimmernde Ton gefragter als kaltes Silber.

Auch bei Wohnaccessoires aus Metall geht der Geschmack zu eher warmen Tönen. „Die Leute wollen zu Hause nicht in Chrom und Stahl leben, die wollen es kuschelig haben“, erklärt Andreas Ernst, der in seiner Werkstatt in der Kurfürstenstraße Wohnungsschmuck entwirft. Da echtes Gold den Geldbeutel über Gebühr strapazieren würde, arbeitet der gelernte Fotograf vor allem mit Messing. Schmucksachen werden manchmal in einem Goldbad veredelt, bei größeren Sachen sei dies eher unüblich. „Allein das Vergolden einer Obstschale kostet rund 300 Mark“, meint er. Oft greift er daher auf Messing zurück, das als Draht, Rohr oder Blech verarbeitet werden kann. Messing kann man zudem auch nach der Verarbeitung noch verbiegen, um Sachen später einzufügen.

Accessoires aus dem golden schimmernden Material wie Schalen, Kerzenständer, Brieföffner oder Spiegelrahmen sind gefragt. „Da viele Wohnungen heute in Naturtönen eingerichtet sind, paßt Messing besser“, erklärt Andreas Ernst. „Ich verwende gerne Glaskugeln, die schön mit dem Metall harmonieren, auch wenn es manchmal ein wenig kitschig aussieht“, sagt der Designer.

Vor Kitsch scheint den Kunden nicht bange zu sein. Die Lust an Farben scheint eine Reaktion auf die Kälte der 80er Jahre zu sein. Auch wenn Andreas Ernst beklagt: „Ich habe keinen Nerv mehr auf Gemütlichkeit.“ Hella Kloss

Papp-Art von Ann-Kathrin Schwan, Transvaalstraße 21, 13351 Berlin, Tel.: 452 12 26.

Andreas Ernst Accessoires, Kürfürstenstraße 19, 10785 Berlin, Tel.: 261 49 96.

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