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„Die Grenze ist erreicht!“

■ Offener Brief des Kultursenators a.D. Horst-Werner Franke an den Intendanten des Bremer Theaters, Dr. Klaus Pierwoß (Auszug)

Die Art und Weise, wie die gegenwärtige Landesregierung ihre Sparprogramm beschließt, ist gerade aus der Sicht eines Kulturpolitikers unverantwortlich. Jeder bundesweite Vergleich belegt, daß Bremen mit seinen Kulturausgaben sowohl was den Anteil am Haushalt anbelangt als auch pro Kopf der Bevölkerung ein Schlußlicht ist. Die Große Koalition praktiziert wiederum das idiotische Rasenmäherprinzip und hobelt den traditionell schwachen Kulturetat noch weiter herunter.

Beim Bremer Theater zu sparen ist nun vollends unverantwortlich. Als Patrick Steckel seinerzeit mit seiner Mannschaft Wüstenhofer kurzfristig verließ, mußte der eine Spielzeit überbrücken und kaufte Produktionen anderer Theater ein. Jene Übergangsspielzeit war damals dank der anderen Häuser sehr erfolgreich und vergleichsweise billig. Der damalige Senat hatte Lust, das zur Dauerlösung zu machen. Ich konnte damals den Neuaufbau des Ensembles, den Neubau des Schauspielhauses und der Werkstätten und die Sanierung des Großes Hauses durchsetzen. Um jeden Vorwurf einer Geldvergeudung zu entkräften, habe ich damals MakKinsey das Haus durchleuchten und die Senatskommission für das Personalwesen ein Organisationsprüfung vornehmen lassen. Beides waren rigide Maßnahmen, die denn auch zu deutlichen Einsparungen geführt haben. Bremen hat also schon vor Jahren, als bei anderen Theatern noch Fettlebe herrschte, bei seinem Theater hart gespart.

Wo das Theater stirbt, geht die Stadtkultur kaputt. Wo aber eine Großstadt ihr kulturelles Niveau aufgibt, bricht ihre Attraktion insgesamt zusammen. Wer Bremen wirtschaftlich hochpäppeln will, muß die Theaterqualität als kulturellen Attraktionsfaktor sichern. Horst-Werner Franke

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