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Unterm Strich

Der französische Staat hat für 2,7 Millionen Mark 24 Manuskripte des französischen Dichters René Char (1907-1988) erworben, die in Paris versteigert werden sollten. Berühmte Künstler der Moderne wie Pablo Picasso, Fernand Leger und Joan Miro hatten Chars Manuskripte illustriert. Die als nationales Kulturerbe eingestuften Werke kommen in die französische Nationalbibliothek, teilte der Auktionator Guy Loudmer mit. Die Manuskripte gehörten zu insgesamt 28 Texten, die der Medienunternehmer Daniel Filipacchi veräußern wollte. Der Schätzpreis lag bei insgesamt 3,4 bis 4,3 Millionen Mark.

Der Schriftsteller Jürgen Becker (63) hat am Freitag abend den Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln erhalten. Becker bekomme den mit 35.000 Mark dotierten Literaturpreis für „ein poetisches Werk von außerordentlichem sprachkünstlerischen Rang“, sagte Oberbürgermeister Norbert Burger bei der Verleihung. Sein Werk zeichne sich aus „durch eine immer genauer auf die historischen und gesellschaftlichen Veränderungen der Zeit und des Alltagslebens reagierende Gedächtnisarbeit“, so Burger.

Der renommierte Historiker Johannes Fried hat gegen den Ullstein Verlag (Berlin) schwere Vorwürfe erhoben. Die Umstände, wie der „wissenschaftliche Nobody“ und politisch rechtsstehende Karlheinz Weißmann (36) als Autor des Bandes über die NS- Zeit in der Fachreihe „Propyläen Geschichte Deutschlands“ (PGD) verpflichtet wurde, seien ein „Skandal“, schrieb Fried in einem am Samstag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlichten Brief aus Princeton (USA), wo der gerade mit dem Deutschen Historikerpreis ausgezeichnete Wissenschaftler lehrt. „Es war ein offensiver Coup, der hier inszeniert wurde.“ Weißmanns erklärtes Ziel sei nicht die Erforschung des Nationalsozialismus gewesen, sondern „die Etablierung eines rechten, neukonservativen Nationalismus im heutigen Deutschland ...“ Bereits 1986 habe Weißmann in einem Artikel verlangt, den „Kern einer neuen Nationalbewegung zu bilden“. Damals habe Weißmann, der in Northeim (Niedersachsen) lebt und Studienrat ist, dafür die Fähigkeit eingefordert, die Situation zu beurteilen, „ob hier der offene Angriff oder die politische Mimikry gefordert ist“. In der Biologie ist Mimikry der Selbstschutz von Tieren, die ihre Form oder Farbe ändern. Weißmann, der als Vertreter der sogenannten neuen Rechten gilt, hat kürzlich diese Zuordnung zurückgewiesen.

„Als skandalös empfinde ich den Umstand, daß der Verlag ebendieser Taktik die bislang renommierte PGD zur Verfügung stellte“, schrieb Fried. Für ebenso skandalös halte er es, wie der Verlag, ohne das Einverständnis der bisherigen Autoren der Reihe zu besitzen, „sich ihres Namens bedient, der für wissenschaftliche Forschung und Qualität steht, um ein politisches Süppchen zu kochen“.

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