: Aufräumen in Südkorea
■ Nach Ex-Staatschef Roh wandern jetzt auch Geschäftsleute in den Knast
Seoul (AFP) – Die südkoreanischen Justizbehörden haben beschlossen, alle hochkarätigen Geschäftsleute unter Anklage zu stellen, die in der Korruptionsaffäre um den früheren Staatschef Roh Tae Woo eine Rolle spielten. Südkoreanischen Zeitungsberichten von gestern zufolge sollen etwa 20 Wirtschaftsbosse angeklagt werden. In der vergangenen Woche war bereits der Chef der Hanbo- Gruppe, Chung Tae Soo, wegen Schmiergeldzahlungen festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft hatte erklärt, die Festnahme von „ein oder zwei“ weiteren Konzernchefs stehe bevor.
Roh ist der erste Expräsident Südkoreas, der ins Gefängnis gesteckt wurde. Ihm wird vorgeworfen, während seiner Amtszeit von 1988 bis 1993 rund 310 Millionen US-Dollar (440 Millionen Mark) von Geschäftsleuten angenommen zu haben, denen er zum Ausgleich staatliche Vergünstigungen verschaffte. Außerdem soll er einen Schmiergeldfonds angelegt haben. Für heute wurde mit der formellen Anklageerhebung gegen Roh gerechnet. Andernfalls muß er wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Neben Roh ist seit Sonntag auch dessen Vorgänger im Präsidentenamt, Chun Doo Hwan, wegen seiner Beteiligung am Militärputsch von 1979 im Gefängnis.
Im Zusammenhang mit der Verhaftung Chuns, dem bei einer Verurteilung die Todestrafe droht, wurde gestern der frühere Verteidigungsminister No Jae Hyun verhört. Der 69jährige No sollte erklären, wie Chun in seiner damaligen Eigenschaft als Chef des Militärgeheimdienstes Truppen für die blutige Niederschlagung von Protesten gegen die Diktatur eingesetzt hatte. Dabei waren 1980 mehr als 200 Menschen getötet und über tausend verletzt worden.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen