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Hoffnung für Rushdie

■ Iran ist laut britischem Pressebericht zu einer schriftlichen Zusicherung bereit

London (dpa) – Die iranische Führung soll nach britischen Presseangaben zur schriftlichen Zusicherung bereit sein, daß Teheran keine Kommandoeinheiten zur Ermordung des britischen Schriftstellers Salman Rushdie schicken will oder beauftragt hat. Eine entsprechende Zusage habe der iranische Außenminister Ali Akbar Welajati im Entwurf für einen Brief an die Europäische Union gemacht, berichtete gestern die Zeitung The Independent. Das Blatt beruft sich dabei auf Dokumente der EU.

Der iranische Minister soll die Garantie in einem Brief an seinen spanischen Amtskollegen Javier Solana als dem derzeitigen Präsidenten des EU-Ministerrats geben, schreibt das Blatt. Der geplante Briefwechsel sei die Folge neuer Gespräche, mit denen die EU unter anderem die Morddrohung gegen den Verfasser des Romans „Die satanischen Verse“ aus der Welt schaffen möchte, hieß es in der Zeitung. Ein früherer Versuch im Rahmen eines Dialogs der EU mit Teheran war im Sommer gescheitert. Die neuen Gespräche sollen in diesem Monat in Iran fortgesetzt werden.

Der iranische Revolutionsführer Ayatollah Chomeini hatte im Februar 1989 die Muslime zur Ermordung Rushdies aufgerufen, weil nach seinem Urteil dessen Buch den Islam verächtlich mache. Rushdie lebt seitdem unter ständiger Bewachung in einem Versteck, hat sich allerdings in letzter Zeit häufiger wieder in der Öffentlichkeit bewegt.

Nach Darstellung des Independent beurteilen Diplomaten, die mit den neuen Gesprächen zu tun haben, die Chancen skeptisch, daß Teheran die im Entwurf enthaltene schriftliche Zusage in einem offiziellen Schreiben tatsächlich mache. „Das ist wohl eine Geschichte, die auf eine undichte Stelle irgendwo zurückgeht, und man muß sich fragen, warum jemand dies gemacht hat“, sagte gestern ein Sprecher des Verteidigungskomitees für Salman Rushdie in London.

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