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Eine neue Seite dieser Zeitung

Was ist das Internet? Vielleicht eine Revolution, vielleicht nur eine Mode. Wer es wissen will, sollte nicht aus zweiter Hand urteilen. Auf dieser Seite wollen wir von heute an jede Woche darüber berichten. Fangen wir deshalb mit ein paar einfachen Dingen an, einfach wie der elektronische Brief von Kenneth Wessels aus Iowa City, der die taz am 22. November erreicht hat. „Guten Tag, wie geht's“, schreibt Kenneth und fährt in Englisch fort: „It is great to have you on my bookmarks.“

Danke, Kenneth. Diese Seite soll sein wie deine Bookmarks, nämlich ein Lesezeichen in einem Buch, das sich vor kurzem noch niemand vorstellen konnte. Millionen von Computern sind miteinander verbunden. Jeder enthält Daten, die für ihn bedeutungslos sind. Er gibt sie nur an andere Computer weiter, erst für uns sind sie Bilder, Texte, manchmal auch Töne. Wir können sie verstehen, und das Buch, das so entsteht, hat kein Ende. Millionen Menschen schreiben täglich neue Seiten, es enthält Unsinn, aber auch hochgelehrte Bibliotheken.

Und es enthält die taz. Kenneth hat an einer anderen Stelle des unendlichen Buches einen Hinweis gefunden. Er hat seinen Computer angwiesen, die Adresse zu

wählen. Wann er das getan hat, hat er uns nicht geschrieben, es kann sein, daß er die Ausgabe des 22. Novemebr schon gelesen hatte, bevor sie bei uns auf dem Küchentisch lag. Sie hat ihm gefallen, die Bildschirmtaz mit wenigen Bildern und schrecklich viel Text. Er freut sich, schreibt er, daß er damit seine Deutschkenntnisse verbessern kann. Deshalb hat er eine Bookmark gesetzt. Jetzt muß sein Computer nicht mehr so lange danach suchen.

So einfach ist das Internet. Es besteht aus Briefen, aus Zeitungen, aus politischen und philosophischen Manifesten, aus Bekenntnissen, aus Büchern, Bildern und Texten über Bilder und Bücher, und Bildern über Bilder... Computer sind notwendig, um sie zu lesen. Dennoch ist diese Seite nicht ihnen gewidmet, sondern der Welt, die sie erschließen. Journalistinnen und Journalisten machen sich auf den Weg. Sie werden von ihren Erfahrungen berichten, von den Entdeckungen, aber auch von den Frustrationen.

Das Internet ist oft ärgerlich und enttäuschend. Wer es aber einmal betreten hat, wird es nie mehr vergessen. Am Ende dieses technikversessenen Jahrhunderts steht eine Erfindung, die keine Technik mehr ist. Der Cyberspace beginnt jenseits des Computers. Er ist ein sehr menschlicher, daher auch menschelnder Raum des Denkens, Lernens, Wissens und Vergnügens. Kenneth, we will do our best for you.

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