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Heißes Herz, kalte Füße und ein Tränental

„Wir haben kontinuierlich mit System an uns gearbeitet und mit jungen Talenten ein beachtenswertes Spielniveau erreicht“, verlautbarte Uli Maslo nach dem erstaunlichen 5:2 seiner Mannschaft in Uerdingen, doch die St.-Pauli-Fans verzeihen dem Trainer des Aufsteigers mittlerweile sogar solch geschraubtes Reden. Platz 9 nach der Hinrunde, einmal Manzi eingewechselt, brav auf Rostock geschimpft, da darf Maslo sagen, was er will, selbst wenn dies noch einmal den Gebrauch des Wortes „deutsch“ in positiver Hinsicht, versöhnliche Worte gegenüber dem HSV oder gar verbale Verwandtschaft zum dortigen Coach Felix Magath (“Wir sind zuletzt prächtig vorwärtsgekommen, aber weiter als bis zu einem Mittelplatz wollen wir im Moment noch nicht denken.“) beinhalten sollte. Was nützen einem schließlich Dampfplauderer wie Bremens Willi Lemke (“Nun sind wir im Tal der Tränen.“) oder Leverkusens Reiner Calmund (“Der Abseitspfiff in letzter Minute war ein Witz.“), wenn regelmäßig die Punkte flötengehen und beide Vereine in basler- und schusterloser Eintracht die Abstiegsregion ansteuern. Wie man es sprachlich und fußballerisch richtig macht, demonstrierte der 1. FC Kaiserslautern beim 1:0 gegen Leverkusen. „Ich bin überglücklich, daß unsere Sturköpfigkeit und das Gegen- den-Strom-Schwimmen belohnt wurde“, ließ Präsident Norbert Thines alten Pfälzer Rebellengeist lebendig werden, und Neuzugang Arilson aus Porto Alegre bekam zwar mächtig kalte Füße, gewährte den Fans aber dafür Einblick in sein Innerstes: „Mein Herz ist heiß.“

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