: Salto Bajuware
■ Das 2:0 der Bayern über die Fortuna interessierte in Düsseldorf nur am Rande
Düsseldorf (taz) – Wenn die Welt so ist, wie sie sich das VfL-Bochum-Fanzine Vfoul unlängst zusammenrecherchiert hat, dann ist Borussia Dortmund die Kelly Family des deutschen Fußballs. Von der Straßenmusik und den Relegationsspielen Mitte der Achtziger hin zur Spitze der Charts und Deutscher Meisterschaft heute. Ist klar, daß der einzige Verfolger der Borussen sich da dringend was einfallen lassen mußte. Und so konterte man an der Isar, indem man das nicht nur wegen des lokalen Vorbilds „Zirkus Krone“ naheliegende Marketingkonzept „beliebtester Wanderzirkus Deutschlands“ übernahm und ausbaute. Die Realisation ist seither bei Auswärtsspielen des FC Bayern München zu bestaunen.
Zwei Stunden vor Spielbeginn waren die Anfahrtsstraßen zum Düsseldorfer Rheinstadion zugestopft. In Autos mit Kennzeichen, die nur Sammlern etwas sagen, saßen die Eingeschworenen. Gerne mit grauen Filzhüten und dem blaurotgestreiften Millionenseller „Bayern Trikot 95“. Die überzähligen Karten wurden schon im Stau vertickt. Spätestens vor den Kassenhäuschen brüllt der Schein-Bajuware im breitesten Schwäbisch beispielsweise: „Ohne Bayern wär hier gar nichts los!“ Und ist im Recht. Immerhin schafften es die Bayern, das Rheinstadion zum ersten Mal seit der Weltmeisterschaft 1974 auszuverkaufen.
Vor 20 Jahren war die Pressekonferenz sicherlich auch interessanter. Entfesselt hysterisches Girlie-Gekreische, das von außen hereindrang, sorgte dafür, daß selbst gestandene Journalistenmannsbilder verstohlen aus dem Fenster lugten, während Otto Rehhagel über das Torwartdebüt von Herrn Probst salbaderte. „Alex, Alex komm raus!“ oder „Lothar, Lothar!“ Und als „Klinsiiiii“ sich seinen Groupies zeigte, drohten die Scheiben zu zerspringen.
Draußen vor dem Stadion stand die schicke mobile Boutique der Bayern. Und auch da war nett was am Start. 200 potentielle Kunden drängelten sich noch eine Dreiviertelstunde nach Abpfiff um die Devotionalien. Wenige Meter weiter in einem schlichteren, umgebauten und schon leicht verwitterten Kleinwohnwagen gab's Fanartikel von Fortuna Düsseldorf. Zögerlich-skeptische Kundschaft, Anzahl: 3. Thomas Lötz
FC Bayern München: Probst - Matthäus - Kreuzer, Helmer - Hamann, Strunz (74. Zickler), Sforza, Herzog, Ziege (74. Nerlinger) - Klinsmann, Kostadinow (88. Witeczek)
Zuschauer: 55.850 (ausverkauft)
Tore: 0:1 Hamann (46.), 0:2 Klinsmann (84./Foulelfmeter)
Rote Karte: Winkhold (84.) wg. Notbremse
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen