piwik no script img

Erst mit Bill verlobt, jetzt von Bill geheiratet

■ Software-König Microsoft fusioniert mit zweitgrößtem US-Fernsehsender NBC

Washington (AFP/taz) – Der Software-Riese Microsoft will bei dem US-Fernsehsender NBC einsteigen. Wie die US-Fachzeitschrift Daily Variety am Sonntag berichtete, plant Microsoft, 49 Prozent der Anteile von NBC zu übernehmen. Im Gegenzug sei vorgesehen, daß NBC bei Microsoft einsteigt. NBC-Eigentümer General Electric habe dem Vier-Milliarden-Dollar-Deal (umgerechnet rund 5,7 Milliarden Mark) bereits zugestimmt, meldete das Blatt unter Berufung auf Personen, die gute Kontakte zu den Verhandlungsführern beider Seiten haben sollen. Weder Microsoft noch NBC wollten am Sonntag abend Stellung zu dem Bericht nehmen.

Schon im Mai bildeten Microsoft und NBC eine „strategische Allianz“. Die TV-Kette sollte aus ihrem weltweiten Korrespondentennetz Nachrichten in den neuen Computerdienst Microsoft Network einspeisen und dafür mächtig Gebühren kassieren. Microsoft- Chef Bill Gates orakelte schon damals zu einer möglichen Fusion: „In dieser neuen Welt kann man beobachten, wie sich Unternehemen gegenseitig kaufen. Die wichtigeren und dynamischen werden so sein, wie die, die Sie hier sehen.“

Jetzt wollen sich die beiden Unternehmen offensichtlich für die Konkurrenz mit den anderen Mediengiganten rüsten, die in letzter Zeit gebildet wurden: Disney kaufte die Konkurrenz ABC, Time Warner stieg durch den Zusammenschluß mit der Fernsehgruppe Turner Broadcasting System wieder zur weltgrößten Mediengruppe mit 18,7 Milliarden Dollar Umsatz pro Jahr auf. Der Rüstungs- und Elektrokonzern Westinghouse kaufte den Konkurrenten CBS für 5,4 Milliarden Dollar. Um den Kaufpreis zu bezahlen, trennt sich Westinghouse jetzt von Teilen seines Rüstungsgeschäfts. Die Fusionen wurden möglich durch eine Aufweichung der amerikanischen Mediengesetze. Sie hatten es bisher verboten, daß ein einziges Unternehmen sowohl die Sender als auch Programme dafür herstellt. Das Wall Street Journal hatte bereits in der vergangenen Woche berichtet, Microsoft und NBC planten gemeinsam einen rund um die Uhr sendenden Nachrichtenkanal. Bei einem Aktientausch im Wert von vier Milliarden Dollar gibt Microsoft nur 6,6 Prozent seiner Aktien ab – nach derzeitigem Kurs an der Wall Street. Der Fernsehsender NBC gehört über die RCA Corp. zum Elektrokonzern General Electric. rem

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen