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Wenn Ältere nicht gehen

■ Blüms Abschaffung der Frührente könnte Generationskonflikte schüren

Berlin (taz) – Die Älteren wollen noch nicht gehen – die Jungen werden entlassen oder kommen erst gar nicht in den Betrieb rein: Einen neuen Generationskonflikt befürchten Sozialdemokraten und Gewerkschafter, wenn die Pläne von Arbeitsminister Blüm zur Frührente umgesetzt werden. Der IG-Metall-Vorsitzende Walter Riester und der SPD-Sozialexperte Rudolf Dreßler warnten gestern davor, daß die Blümschen Reformen letztlich nur zur Entlassung jüngerer ArbeitnehmerInnen führen könnten.

Das Blümsche Modell sei nicht attraktiv genug, um ältere Arbeitnehmer zu überzeugen, meinte Riester im Deutschlandfunk. Sie müßten nicht nur einen geringeren Lohn hinnehmen, sondern auch Abstriche bei der späteren Rente. „Das geht nicht auf.“

Blüm will die bisherigen Verfahren der vorzeitigen Verrentung durch neue Modelle ersetzen. Nach seinen Plänen könnten Arbeitgeber schon 55jährige in Teilzeit schicken. Auf einer halben Stelle bekämen sie 60 Prozent ihres vorherigen Gehaltes, erläuterte gestern ein Ministeriumssprecher. Außerdem würden die Rentenbeiträge auf einer Basis von 90 Prozent des früheren Bruttogehalts gezahlt. Die Mehrkosten für den Arbeitgeber würden von der Bundesanstalt für Arbeit erstattet, wenn für zwei Teilzeitarbeiter ein Lehrling übernommmen wird.

Im Alter von 58 Jahren kann der Beschäftigte dann zusätzlich zum halben Job eine Teilrente beantragen, um dann mit 60 endgültig in den Ruhestand zu gehen. Der Haken dabei: Gegenüber den bisher gezahlten Renten sollen die 58jährigen TeilrentnerInnen und 60jährigen FrühruheständlerInnen bis zu 18 Prozent weniger Ruhegeld beziehen. Wenn die Älteren aber nicht mehr freiwillig gehen wollen, „haben wir bei Entlassungen massive Konflikte in den Betrieben“, hieß es gestern beim DGB. BD

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