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Thierse: PDS – nein danke!

■ Der SPD-Vize weist PDS nach wie vor ab. Seine Bilanz: Für den Osten war 1995 politisch ein sehr schlechtes Jahr

Bonn (taz) – Zwei Dinge freuen Wolfgang Thierse, der Rest ärgert ihn. In diesem Sinne zog der SPD- Vize vor Journalisten seine deutschlandpolitische Jahresbilanz. Zunächst, was ihn freut. Erstens: Oskar Lafontaine sei „auf eine geradezu aufdringliche Art und Weise lernbegierig“, was den Osten betrifft. Zweitens: Als neuer Vorsitzender des SPD-Kulturforums müsse er jetzt nicht länger „nur den Ossi raushängen lassen“. Thierse möchte den „Kulturschaffenden“ wieder zeigen, daß die SPD ein offenens Ohr für sie hat, und sie aus der Schmollecke zurückgewinnen. Besonders im Osten seien viele der Modedroge PDS erlegen. Brüsk wies er das PDS-Angebot zurück, gemeinsam mit ihr die Zwangsvereinigung von SED und SPD 1946 aufzuarbeiten. Der von Lothar Bisky und der PDS-Historikerkommission vorgelegte Bericht zu diesem Thema sei „ein Dokument von Beschönigung und Verharmlosung“. Bisky hatte nur von „Elementen von Zwang“ gesprochen. Ein klares Wort zu den Opfern bleibe die PDS aber auch in dieser Frage schuldig, so Thierse. Dieser Mangel an „selbstkritischer Konsequenz“ der PDS mache es aber überflüssig, daß sich Opfer und Verantwortliche mit ihren historischen Kommissionen zusammentun. Einzelgespräche könne es möglicherweise geben. Die Notwendigkeit für ein Gespräch Bisky/Lafontaine sieht Thierse nicht: „Wir müssen die nicht schmücken.“ Was Thierse noch mehr ärgert als die PDS, ist, daß nur über die PDS geredet wird. Außer acht sei geblieben, wie wenig Engagement die Bunderegierung noch für den Osten zeige, allen voran Theo Waigel. Dessen Sparmaßnahmen würden „auf dem Rücken der Ostdeutschen“ ausgetragen. Auch die Mietendiskussion habe deutlich gemacht, wie wenig Einfühlungsvermögen Westpolitiker nach wie vor in Ostbefindlichkeiten haben. „Dies war kein gutes Jahr für Ostdeutschland“, resümierte der stellvertretene SPD-Vorsitzende. Holger Kulick

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