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Stark gegen die Wand getanzt

■ Mit seinem Rockballett nach Pink Floyd errichtet Anthony Steragos „The Wall“

Osnabrück / Am Ende ihrer gigantischen Bühnenshow „The Wall“ ließ die Pop-Gruppe Pink Floyd eine riesige Mauer einstürzen. Das war 1979. Am Ende seines Rockballetts „Pink Floyd: The Wall“, das am Freitag abend im emma-theater der Städtischen Bühnen Osnabrück uraufgeführt und bejubelt wurde, läßt Anthony Sterago seinen traurigen Helden eine Schutzmauer bauen.

Der Junge Pink, Nachname Floyd (Robert Goldsmith), reist durch die Jugendszene der letzten vier Jahrzehnte. Rocker, Hippies, Punks und Skinheads proben den kostümierten und musikalischen Aufstand gegen die Autoritäten. Der aufbegehrende Pink bekommt seine Prügel von Lehrern und Bullen, kifft sich fast zu Tode und schwingt als Glatze den Baseball-Schläger.

Was auch immer die Jungen sich als Schock- und Befreiungstherapie ausdenken, die grauen Autoritäten und der als Showmaster verkleidete Verführer (Neng-Sheng Yu) bleiben dieselben. Pink kriecht hinter seine Mauer, und zu „Outside The Wall“, dem letzten der 27 Pink-Floyd-Titel des Rockballetts, feiern die Sieger ihren Triumph.

Das Wiederhören der Pink-Floyd-Musik aus den Alben „The Wall“ und „The Final Cut“ ist schieres nostalgisches Vergnügen. Die Geschichte, die Osnabrücks Ballettchef sich ausgedacht hat, um eine Legende mit dem Abstand von 15 Jahren zu überprüfen, hebt sein Stück über den Rang von flott vertanztem Rock hinaus. Im Pep der einfallsreichen Choreographien, in denen Steragos frische Truppe auftrumpfen kann, schwingt immer ein Hauch von Melancholie mit. Katja Spitzbarths Kostümierung und Maskierung der Grauen und Bunten sind die perfekte Optik zum Zwiespalt zwischen schickem Schein und tristem Sein.

Außer dem winzigem Programmheft kann der Zuschauer aus einer „Überraschungsbox“ die Symbole von vier Jahrzehnten Jugendkult herausfischen: Eine pfeifende Luftschlange, einen Sticker, ein Tütchen Brausepulver (statt Kokain) und ein Kondom.

dpa/

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