: Weil's so schön war
■ Spaniens Regierungschef Felipe González kandidiert widerwillig erneut
Madrid (taz) – Fünf Stunden bekniete der PSOE-Vorstand Spaniens Regierungschef Felipe González. Die Sozialisten weigerten sich strikt, nach einem Ersatz für den nach dreizehn Amtsjahren von politischen Skandalen und Korruption stark angeschlagenen Parteiführer als Nummer 1 der Liste für die Wahlen im März zu suchen. Obwohl González selbst zu bedenken gab, ob seine Kandidatur das Geschickteste sei – es half nichts: Bei so viel Hartnäckigkeit mußte er nachgeben. Jetzt muß nur noch der Föderalrat, das höchste Gremnium zwischen den Parteitagen, am Freitag die Kandidatenliste absegnen, und der PSOE-Chef zieht in sein letztes Gefecht.
Seit Monaten hatte González versucht, genau das zu verhindern. Systematisch baute er Außenminister Javier Solana zu seinem Nachfolger auf. Aber dessen Berufung zum Nato-Generalsekretär machte einen Strich durch die Rechnung. Da sich sonst niemand um den Job gedrängt hat, muß González die Suppe auslöffeln.
Seit 1992 regiert González mit einem Minderheitskabinett. Anfänglich konnte er sich dabei auf die katalanischen Nationalisten stützen. Als diese ihm im Spätsommer die Tolerierung entzogen, blieb González nichts anderes, als ein Jahr früher als gedacht, für März 1996, zu den Urnen zu rufen.
„González ist kein Problem, sondern die Lösung“, begründet Parteisprecher Cipria Ciscar die Entscheidung. González sei ideal, um die PSOE aus ihrer Krise zu führen. Vergessen, daß er sie dahinein gebracht hat. Ebenso die beim Obersten Gerichtshof anstehende Klage gegen González und zwei Exminister wegen Gründung einer terroristischen Vereinigung – der GAL – der 28 Menschen zum Opfer fielen. Reiner Wandler
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