piwik no script img

Meditiert mit uns! -betr.: Meditieren ohne Geist und Gummi, taz vom 13.12.1995

Betr.: Meditieren ohne Geist und Gummi, taz v. 13.12.1995

Hallo Freunde,

Ihr seid ja echte Spaßmacher. Erst sendet Ihr einen Eurer Mitarbeiter ins Osho-Tabaan, der sich nicht ausweisen kann und noch nicht einmal die Telefonnummer der taz weiß, und dann verunglimpft Ihr im Rundumschlag alle Sannyasins, die regelmäßig einen AIDS-Test machen, als Ausgrenzer. Was ist falsch an einem AIDS-Test? In der Tat läuft bei unseren Meditationen der Schweiß in Strömen und ihr schreibt selber, daß der HI-Virus über Körperflüssigkeiten weitergegeben werden kann. Unsere Meditationen sind ein wenig anders, als sich stundenlang in die Ecke zu setzen und still vor sich hin zu meditieren. Um das zu verstehen, müßtet Ihr allerdings zumindest EINMAL die dynamische oder die Kundalini Meditation mitgemacht haben. Habt Ihr aber nicht! (Dabei schließe ich Pastor Christiansen mit ein.)

Ich kann „Act Up“ absolut verstehen, denn im ersten Moment sieht das wirklich nach Ausgrenzung aus – ich kann Euch aber nicht verstehen, warum Ihr so einen Artikel schreibt. Kommt vorbei, meditiert mit uns und laßt uns anschließend diskutieren. Wir sind nicht der liebe Gott – Ihr aber auch nicht, und aufgrund eines AIDS-Tests eine Einteilung in gut/gesund und schlecht/krank zu machen, ist Euren Gehirnen entsprungen und nicht unseren. Um es ganz deutlich zu sagen: Eure Sprache ist nicht unsere Sprache und die Überschrift „...in Treue fest“ hättet Ihr Euch getrost sparen können, denn auch wir haben in der Schule genug Geschichte gehabt, um zu wissen, daß dieser (dämliche) Spruch von den Nazis kommt. „Vergessen“ habt Ihr in Eurem Artikel auch die Essenz der gesamten AIDS-Diskussion, die aber „Act Up“ in seinem Flugblatt absolut richtig geschrieben hat: „ES kennt kein Vorurteil, keine Hautfarbe, kein Geschlecht, kein Alter, keine Religion oder Rasse – AIDS.“ Eben genau deshalb machen wir den AIDS-Test – und Ihr hoffentlich auch!

Mit freundlichen Grüßen,

Swami Prem Kareem

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen