piwik no script img

VW müht sich um sein Umweltimage

Erster Umweltbericht: Altlasten sanieren und Öko-Kunden beachten  ■ Aus Hannover Jürgen Voges

Als erster bundesdeutscher Autokonzern hat Volkswagen gestern einen Umweltbericht vorgestellt. Das um das Stinkerimage seiner Produkte besorgte Unternehmen will damit erstmals gebündelt „die Leistungen von Volkswagen im Umweltschutz“ dokumentieren. Neben einer Beschreibung von Umweltpoltik- und Umweltmanagement bei VW liefert der Bericht Informationen zum Energie- und Rohstoffverbrauch des Unternehmens und zu den Emissionen, Abfällen und Abwässern, die zwangsläufig Folge des Autobaus und des Autofahrens sind.

Besonders zugute hält sich VW etwa, daß bei der Produktion eines VW-Golf nur fünf Kubimeter Wasser verbraucht werden, was durch das Recycling von 98,5 Prozent des eingesetzten Trinkwassers gelingt. Von den rund 40 Kilogramm Sonderabfällen pro Golf wird die Hälfte wiederverwendet.

Das VW-Werk in Emden hat sich als erstes Autowerk in Deutschland einem Öko-Audit unterzogen, die anderen inländischen VW-Werke sollen in den nächsten vier Jahren folgen. Laut dieser Umweltbilanz produziert allein das Werk in Emden jährlich 1.364 Tonnen Sonderabfall und 354.227 Kubikmeter Abwasser, die etwa 22 Kilo organische Halogenverbindungen enthalten. Konkrete Verpflichtungen, die Belastungen zu reduzieren, haben sich aus der Umweltprüfung des VW-Werkes Emden nicht ergeben. Die Abwasserbilanz lasse sich nur Schritt für Schritt in einem mühsamen Porzeß verbessern, sagte gestern Dieter Meyerdierks, Leiter des Bereichs Umwelt und Verkehrs in der Forschungsabteilung. Nach seinen Worten kommt VW mit dem Umweltbericht vor allem einem Wunsch seiner ökointeressierten Kunden nach.

Noch für dieses Jahrzehnt kündigte Meyerdierks wiederum ein VW-3-Liter-Auto an, wobei er den Dieselmotor als „Antrieb mit dem höchsten Umweltschutzpotential“ bezeichnete. Schon jetzt will VW die Steuern auf die Ruß und Partikel ausstoßenden Dieselstinker gesenkt sehen.

200.000 Kubikmeter Lösemittel in Gruben

Beim Sonderabfall drücken den Automobilkonzern auch die Sünden der Vergangenheit – wie die werkseigene Lackschlammdeponie Essenrode, auf der bis Mitte der 80er Jahre über 200.000 Kubikmeter lösemittelhaltige Rückstände in Gruben abgelagert wurden. Rudolf Stobbe, Leiter Umwelt- und Arbeitsschutz bei VW, bezeichnete gestern schon den Weg zu einem Sanierungskonzept als „mühselig und teuer“. Ohne zu einem Ergebnis zu kommen, habe VW bereits 25 verschiedene Sanierungsvorschläge geprüft und dafür 10 Millionen Mark ausgegeben. Nun soll das immer noch zufließende Wasser aus den Deponiegruben gepumpt und ein Teil des Lösemittel abgesaugt werden. Anschließend sollen die Gruben gegen Wasserzufluß von oben abgedichtet werden. Eine Abdichtung der Gruben nach unten zum Tongestein hin sei nicht geplant, sagte Stobbe. Die Kosten dieser Sanierung schätzt er auf „mindestens 30 bis 40 Millionen Mark“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen