: Eine Punktlandung im Nahverkehr
■ Hamburg und Kiel sind sich einig über Neuordnung des HVV
Nach eineinhalbjährigen Verhandlungen haben sich Schleswig-Holstein und Hamburg über eine Neuordnung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in und um Hamburg herum geeinigt. Für Schleswig-Holstein und die vier an Hamburg grenzenden Landkreise bedeutet das vor allem eine kräftige Erhöhung ihrer Zahlungen an den Hamburger Verkehrsverbund (HVV).
Dafür bleiben der räumliche HVV-Geltungsbereich, die einheitliche Tarifstruktur und der weiterhin abgestimmte gemeinschaftliche Fahrplan erhalten, außerdem werden die vier Kreise Herzogtum Lauenburg, Pinneberg, Segeberg und Stormarn sowie das Land selbst der neuen HVV GmbH beitreten. Das seien, kommentierte der Kieler Verkehrsminister Peer Steinbrück, „wichtige Eckpunkte“. An den Gesellschaftsanteilen des HVV beteiligen sich das Land mit zwei Prozent und die Kreise mit 13 Prozent.
Vor dem Hintergrund der jährlichen Defizite des HVV – 1994 etwa 500 Millionen Mark, von denen aus Schleswig-Holstein nur acht Millionen zum Ausgleich flossen – wurden ab 1996 zunächst für drei Jahre zusätzliche Pauschalen der schleswig-holsteinischen Verbundpartner vereinbart: Neben den bisherigen Kreisleistungen von 3,75 Millionen Mark sollen 1996 und 1997 jeweils 20 Millionen sowie 1998 24,5 Millionen Mark zusätzlich gezahlt werden. Das Land wird 1996 und 1997 alleine die Kosten tragen und 1998 vom Gesamtbetrag 21,5 Millionen Mark aus den Regionalisierungsmitteln. Ein Gutachten soll klären, wie es ab 1999 weitergehen wird.
Für die zum 1. Januar 1996 greifende Regionalisierung des öffentlichen Personennahverkehrs „haben wir eine Punktlandung gemacht“, meinte Steinbrück unter Hinweis auf fünf Bausteine, die in diesem Jahr „organisatorisch und strategisch“ gelegt wurden. Dazu zählte er das entsprechende neue Gesetz, die Gründung der landesweiten Verkehrsgesellschaft, die gesicherte Zukunft des Unternehmens Autokraft, die Neuorganisation des HVV sowie den im Januar 1996 endgültig abzuschließenden Vertrag zwischen Land und Deutscher Bahn AG über den Schienennahverkehr.
Für den Fahrgast ändere sich zwar zunächst eigentlich nichts, räumte Steinbrück ein, doch könne er sich künftig auch Verbesserungen vorstellen. Welche, sei allerdings noch weitgehend offen. Eventuell werde aber die stillgelegte Strecke Neumünster - Bad Segeberg wieder eröffnet. Irgendwo muß man ja anfangen. lno / taz
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