: Unterm Strich
Der Ostberliner Dramaturg und Schriftsteller Ulrich Plenzdorf hat offenbar mit der Stasi zusammengearbeitet. Dem Nachrichtenmagazin Focus liegt eine Verpflichtungserklärung des Schriftstellers gegenüber der Hauptabteilung VIII vor. Danach erklärten sich der Autor und seine Frau am 9. Dezember 1971 bereit, ihre Wohnung im Berliner Bezirk Lichtenberg als Deckadresse für Postsendungen aus Westdeutschland zur Verfügung zu stellen. Nachdem Plenzdorf ein Jahr später sein in der DDR umstrittenes Stück „Die neuen Leiden des jungen W.“ veröffentlichte, attestierte ihm die Stasi allerdings „mangelnde politische Reife“.
Der Opern-Boykott ist abgewendet. Nachdem Theo Waigel und sein Finanzministerium ausländische Künstler mit Steuererhöhungen schröpfen wollten, hatten englische Sänger und Agenten bereits angekündigt, in Zukunft eben nicht mehr in Deutschland tätig zu werden. Deutsche Opernintendanten und Konzertveranstalter konnten den Minister jedoch überzeugen, den geplanten Steuerabzug von 50 Prozent, der den Einnahmen ausländischer Künstler drohte, auf 30 Prozent zurückzuschrauben. Waigels Plan war ursprünglich dazu gedacht, steuerflüchtige Sportler und Fernsehstars zu maßregeln – mit dem Aufschrei aus den Rängen der Opern-Zunft hatte er offensichtlich nicht gerechnet.
10 Millionen Mark wollen die Intendanten der Wuppertaler Bühnen und das Gelsenkirchener Musiktheater im Revier mit dem Euphemismus „Theaterehe“ einsparen. Bereits zur nächsten Spielzeit fusionieren die beiden Häuser zu einer GmbH. Die Wuppertaler schauspielern im Revier, Gelsenkirchen tanzt im Gegenzug unter der Magnetschwebebahn. Nur Pina Bauschs Ensemble ist vom lustigen Hin und Her ausgenommen – internationales Renommee schützt vor den Mißlichkeiten einer Theaterehe.
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