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Korruption am Flughafen Frankfurt

■ Beim Bau des Terminals 2 flossen Schmiergelder in die Taschen von FAG-Angestellten / Fünf Verdächtige in U-Haft

Frankfurt/Main (taz) – Die gigantische Summe von über 6 Milliarden Mark kostete der Bau des Terminals 2 am zweitgrößten europäischen Flughafen die Frankfurter Flughafen AG (FAG), deren Anteilseigner die Stadt Frankfurt/ Main, das Land Hessen und der Bund sind. Rund ein Jahr nach der feierlichen Eröffnung des Glas- und Betonpalastes und der Hochbahn „Sky Line“ glaubt nun die Staatsanwaltschaft in Frankfurt/ Main beweisen zu können, daß einige Milliönchen von diesen Milliarden in die Taschen von leitenden Angestellten der FAG wanderten – als Bestechungsgelder ausgeschüttet von Firmen, die am Bau des Terminals beteiligt waren.

Sechs Haftbefehle gegen Mitarbeiter der FAG und anderer Firmen wurden bislang erlassen. Und ein Haftbefehl außer Vollzug gesetzt, weil der betroffene FAG- Angestellte rasch eingestand, Schmiergelder angenommen zu haben. Über die Höhe der ausgeschütteten Bestechungsgelder schweigt sich die Staatsanwaltschaft noch aus; nach unbestätigten Informationen einer Boulevardzeitung soll es sich um mehrere Millionen Mark handeln. Nicht bestätigen wollte die Staatsanwaltschaft auch Meldungen, wonach in einem Fall diverse Aufträge zu überhöhten Preisen an das Unternehmen der Ehefrau eines FAG-Angestellten vergeben worden seien.

Ordentlich geschmiert wurde offenbar vor allem beim unternehmerischen Kampf um die Aufträge für das elektronische Kommunikationssystem des Terminals – die gesamten öffentlichen und FAG-eigenen Telefonanlagen, das Lautsprechersystem und die elektronischen Informationstafeln – sowie für die Gestaltung der Bereiche für die verbale Kommunikation. Alleine für die Gate-Stühle aus schwarzem Rindsleder blätterte die FAG seinerzeit 2,9 Millionen Mark hin.

Bei der „öffentlich-rechtlichen“ FAG, deren Aufsichtsratsvorsitzender immer der amtierende Finanzminister des Bundeslandes Hessen ist, haben die Verhaftungen schwerste Irritationen ausgelöst. Aufgrund der Bestechungsskandale in anderen Großbetrieben habe die FAG nämlich schon vor Jahren gerade im sensiblen Bereich der Auftragsvergabe rigide Kontrollsysteme eingeführt, sagte der Arbeitsdirektor im Vorstand der FAG, Hans Michel, der FAZ. „Hier haben wir es wohl wieder mit einer neuen Form krimineller Aktivitäten zu tun.“ Der Arbeitsdirektor geht allerdings davon aus, daß sich der Kreis der Betroffenen „durch die Aussagen der Verdächtigen“ schnell vergrößern könne. Klaus-Peter Klingelschmitt

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