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„Sonst werfen viele das Handtuch“

■ Trotz Lauschangriff: Der Chef der Jungen Liberalen (Julis), Michael Kauch, will die FDP jetzt erst recht verändern und fordert bis zum Sommer eine „Wende“

taz: Die Juli-Spitze bittet die Mitglieder der eigenen Organisation, von „unüberlegten Parteiaustritten“ Abstand zu nehmen. Hat das Bekenntnis der FDP zum Großen Lauschangriff die Julis so geschockt?

Michael Kauch: Es gab Parteiaustritte von jungen Leuten, denn für manche hat diese Entscheidung das Faß zum Überlaufen gebracht. Das ist aber die falsche Reaktion. Wir sagen, wir müssen diese Partei jetzt verändern.

Wenn die Julis Partei- und Fraktionsspitze der FDP aber vorwerfen, sie hätten immer wieder liberale Ideen „verraten“ – warum gründen Sie dann keine neue Organisation?

Es gibt Julis, die das überlegen, aber das ist nicht die Mehrheitsmeinung. Ich kenne auch niemanden, der das momentan verfolgt.

Also doch nur wieder ein Appell an die Mutterpartei?

Zwei Dinge haben wir vor. Wir werden als Julis in der Öffentlichkeit selbst für die Ideen streiten, mit denen wir in der Partei nicht durchdringen. Außerdem wollen wir jene Kräfte in der FDP und ihrer Fraktion stärker bündeln, die uns nahestehen. Bis zum Parteitag im Sommer muß es eine Wende geben.

Mal ehrlich: Das fordern die Julis doch seit Jahren – und immer war es vergeblich. Warum sollte die Fraktion gerade diesmal darauf hören?

Weil es diesmal ernst ist. Viele Parteimitglieder überlegen sich, ob sie sich in der FDP noch engagieren wollen. Wenn die Fraktion nicht langsam zeigt, wir haben es kapiert, dann werden viele frustriert das Handtuch werfen. Die FDP kann sich nicht leisten, daß der aktive Teil der Partei, und darunter sind viele junge Leute, die Brocken hinwirft.

Könnte es nicht auch heißen, daß die FDP nur in der Bonner Opposition wieder zu ihrer ursprünglichen liberalen Identität zurückfindet?

Opposition für die FDP würde im Moment eine Große Koalition in Bonn bedeuten. Das würde zu noch mehr Stillstand in der Politik führen.

Parteiforscher sehen für die FDP ein großes Wählerreservoir – und zwar rechts von ihrem bisherigen Profil.

Ein Parteiprofil darf man nicht nach Marketinggesichtspunkten definieren. Man könnte die FDP möglicherweise zu schnellem Erfolg führen, wenn man sie so umkrempeln würde. Nur, dann ist sie zum einen keine liberale Partei mehr. Und dann ist sie auch nicht mehr meine Partei und die der Julis. Diese Bestrebungen von Leuten wie Heiner Kappel oder Alexander von Stahl sind bisher nicht mehrheitsfähig.

Wenn die FDP doch ihr Heil im sogenannten Nationalliberalismus sucht, wären die Grünen für Sie dann eine mögliche neue politische Heimat?

So wie die Grünen momentan dastehen, sind sie für mich nicht attraktiv. Es mag liberale Bestrebungen in der Bundestagsfraktion der Grünen geben, in der Partei finden sie keine Mehrheit.

Gerade mit dem letzten Parteitag der Grünen ist die Marktlücke für eine ganzheitlich liberale FDP wieder größer geworden. Interview: Hans Monath

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