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Mein Lieblingsobjekt (5): Renate Heyden, Überseemuseum

Gleich morgens bei Dienstantritt geht Renate Heyden ihrem Lieblingsindianer an die Wäsche. Seit sieben Jahren arbeitet sie im Überseemuseum, und jeden Morgen ist es das gleiche. Renate Heyden steigt über die Absperrung, reckt ihren Arm in die Höhe zum Reiter und ordnet ihm die Garderobe. „Scheinbar kann sich keiner beherrschen. Selbst Großväter mit der Krücke habe ich dabei erwischt. Alle wollen sehen, was unter dem Lendenschurz ist.“ (Für Interessierte: nichts.) Deshalb muß sie morgens das Schürzchen richten und die Blöße bedecken. Modell gestanden für den Indianer, der als Gipsfigur vor dem Panoramabild der nordamerikanischen Prärie galoppiert, hat ein Mitarbeiter des Hauses. Nur die Gesichtszüge der Figur wurden „auf Indianer getrimmt.“ „Sonst wollen die Kinder immer noch wissen, wo das Pferd herstammt. Besonders die Mädchen sind in Sorge und denken, wir hätten es getötet.“ Kinder sind für Renate Heyden das Hauptpublikum im Übersee-Museum. „An manchen Tagen haben wir hier 1300 Schulkinder an einem Vormittag.“ Deshalb ist sie auch am liebsten in der Nordamerika-Abteilung, weil sich hier die meisten lebensechten Szenen finden. Das gefällt den Kindern. Ihr selbst liegen die Indianer am Herzen, denn daß der weiße Mann ein ganzes Volk ausgerottet hat, das dürfe man doch nicht vergessen.Doch auch wenn sie sich für mehrere Stunden am Tag in der Weite der Prärie verliert, sie selbst war noch nie in Amerika. Zwar lebt eine Schwester in Brasilien, aber weil bei Renate Heyden bis vor kurzem ein großer Boxer zur Familie gehört, war bislang an Reisen nicht zu denken. Das soll sich nun vielleicht ändern. Der Boxer ist mit 12 Jahren gestorben, da rückt auch die Idee an Nordamerikanäher. rau/Foto: Karsten Joost

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