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Immobilien suchen Mieter

■ Neue Büroflächen werden mit Zusatzleistungen und mietfreier Zeit angeboten

Großinvestoren und auch Kleinanleger auf dem Gewerbeimmobilienmarkt scheinen sich verrechnet zu haben: Der vermeintliche Goldesel Immobilienmarkt, der nach der Wende lukrative Gewinne erwarten ließ, wirft zur Zeit nur „Silberlinge“ ab. Notbeleuchtungen hinter den Glasfassaden sind nicht selten Ersatz für Geschäftsleben, Schaufensterdekorationen verdecken leere Läden. Nach Fertigstellung von immer mehr Bürokomplexen kommen die Mieter nicht so schnell wie erhofft. Nachfrager wollen und können nicht die Miete bezahlen, mit der Investoren kalkuliert hatten.

Um großflächigen Leerstand zu vermeiden, müssen Abstriche gemacht oder Vorleistungen erbracht werden. „Incentives, wie zum Beispiel mietfreie Zeit, Ausbauleistungen, komplette EDV- Verkabelung, werden häufig vom Vermieter akzeptiert“, berichtet die Immobilienberatung Angermann. Eine Besserung bei der Vermietung ist nach Expertenmeinung erst von 1998 an zu erwarten.

Nach der Vereinigung wurden die Mieterwartungen im Bürobereich schnell auf 90 Mark und mehr pro Quadratmeter hochgerechnet. Berlin werde im gewerblichen Mietpreis das Niveau anderer europäischer Metropolen erreichen, wurde prognostiziert. Nach einer Statistik der Internationalen Immobilienberatung Jones Lang Wootton rangiert Berlin mit 62 Mark pro Quadratmeter für Toplagen noch hinter Frankfurt/Main und weltweit an achter Stelle. Die Durchschnittsmiete in 1-A-Lagen betrage im Bereich Friedrichstraße 45, rund um den Kurfürstendamm 43 Mark pro Quadratmeter.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und die Industrie- und Handelskammer errechneten, daß 1992/93 gut 500 Projekte mit 13,5 Millionen Quadratmeter Gewerbefläche in Bau oder Planung waren. Bei einer Erhebung 1994/95 seien weitere 390 Projekte mit 9,1 Millionen Quadratmeter Fläche erfaßt worden. Mit der Realisierung der Vorhaben innerhalb von fünf Jahren werde ein privates Investitionsvolumen von rund 65 Milliarden Mark umgesetzt.

Von den 13,2 Millionen Quadratmeter Büroflächen, die in Berlin inklusive Altbauten wirklich zur Verfügung stehen, sind laut Jones Lang Wootton zur Zeit 5,3 Prozent nicht vermietet. Damit liege Berlin hinter Frankfurt und auf dem Niveau von Hamburg und Düsseldorf. An neuer Fläche seien in diesem Jahr rund 360.000 Quadratmeter vermietet worden. Die Mieter kämen vorwiegend aus Berlin, auswärtige Nachfrager hielten sich noch zurück. Thorsten Gehrke, dpa

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