: Iwans Virus streckt Deutsche nieder
■ Hochgefährliches Grippevirus aus der Ukraine und Rußland bedroht die deutschen Jahresendfeiern
Berlin (taz) – Hohes Fieber und Schüttelfrost, Husten und Heiserkeit, Gliederreißen, Augendruck, Kopfschmerz. Viele Symptome – ein Auslöser: Influenza. Die Virus-Grippe grassiert, zu Tausenden schmeißt sie Betroffene aufs Krankenlager. Vor allem in Ost- und Norddeutschland. In Berlin, Brandenburg, Sachsen- Anhalt, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Schleswig-Holstein werden Apotheken gestürmt, sind Arztpraxen überfüllt und Krankenhausbetten gefragt.
In Deutschland breitet sich das Virus langsam aus, doch aus Rußland wird bereits eine Epidemie gemeldet. In Moskau sind 750.000 Menschen erkrankt, davon 400.000 Kinder, berichtet das russische Gesundheitsministerium. Noch schlimmer erwischt hat es die Ukrainer: Mehr als zwei Millionen Menschen sollen angesteckt sein. Fünf Infizierte sind gestorben. Das Gesundheitsministerium in Kiew beschreibt den Erreger als einen besonders aggressiven Typ, Bezeichnung: A-2. Er könnte bis zu 15 Prozent der 52 Millionen Einwohner des Landes vergrippen.
Das Schlimmste hinter sich haben offenbar die TschechInnen. Nachdem das Virus seit Anfang Dezember zehn Menschen umgebracht hat, sinkt die Zahl der Patienten wieder.
Wie viele Grippekranke es momentan in der Bundesrepublik gibt, weiß niemand. Amtliche Zahlen gibt es nicht, nur Todesfälle sind meldepflichtig. Und die sind bei dieser Infektionskrankheit gar nicht selten. Denn das Virus – Typ A oder B – führt leicht zu Entzündungen der Nieren, der Lungen und Leber, des Herzmuskels oder der Hirnhaut. Es wird durch Tröpfchen- Infektion beim Niesen, Husten oder Sprechen übertragen.
Doch nicht jeder, dem die Nase läuft, hat sich eine Influenza gefangen. Die Virus-Grippe wird oft mit grippalen Infekten und Erkältungen verwechselt. Die Symptome sind ähnlich, aber ein Infekt ist selten gefährlich und kann leicht mit Hausmitteln und harmlosen Medikamenten kuriert werden. Nur knapp 18 Prozent aller akuten Atemwegserkrankungen werden durch echte Grippeviren verursacht.
Zum Schutz gegen die Influenza rät das Robert-Koch-Institut in Berlin zu einer Schutzimpfung, besonders für Menschen mit einer Herz-, Kreislauf- oder Immunschwäche. Doch wenn bereits die ganze Umgebung angesteckt sei, helfe auch eine Impfung nichts mehr. Außerdem prognostiziert das Institut schon jetzt Engpässe beim Serum, weil es nicht sofort nachproduziert werden kann.
Grippepatienten gehören ins Bett. Sie sollen viel trinken und Aspirin schlucken. Wer noch gesund ist, soll sich in öffentlichen Verkehrsmitteln und Kaufhäusern nicht anhusten lassen, sondern Vitamine schlucken und sich viel in frischer Luft bewegen. bam Seite 5
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