: Rückkehr aus dem Untergrund
■ Kein Haftbefehl gegen „Carlos“-Ehefrau Magdalena Kopp
Berlin (AP/taz) – Die Ehefrau des in Paris inhaftierten Topterroristen Carlos, Magdalena Kopp, ist in die Bundesrepublik zurückgekehrt. Der Berliner Justizsprecher Rüdiger Reiff und der Generalstaatsanwalt Dieter Neumann bestätigten gestern entsprechende Berichte der Nachrichtenmagazine Spiegel und Focus. Frau Kopp sei freiwillig aus Venezuela gekommen, sie sei am Donnerstag von der Berliner Staatsanwaltschaft vernommen worden, sagte Reiff. Nicht bestätigen wollte der Sprecher die Angaben, daß Kopp auch gegen ihren Ehemann und dessen mutmaßlichen Komplizen Johannes Weinrich aussagen wolle. Reiff erklärte, Frau Kopp habe bisher lediglich zu dem gegen sie laufenden Ermittlungsverfahren ausgesagt. Zum Inhalt der Aussage könne er sich nicht äußern. Gegen die Aussteigerin aus der Terrorszene wird angeblich auch wegen des Anschlags auf den Sender Radio Free Europe in München im Februar 1981 ermittelt. Es wurde aber kein Haftbefehl gegen Kopp erlassen. Die Voraussetzungen dafür lägen nicht vor.
Der Sprecher verwies darauf, daß sie in der Anklageschrift gegen den Carlos-Stellvertreter Johannes Weinrich bisher nicht als Zeugin benannt worden sei. „Ob sich das jetzt ändert, muß man sehen.“ Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte im Oktober Anklage gegen den als rechte Hand von Carlos geltenden Deutschen wegen Mordes und Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion erhoben.
Angeblich erwarten Berliner Justizkreise ein „umfassendes Aussageverhalten“ der Frau. Magdalena Kopp soll sich mit ihrer neunjährigen Tochter Rosa in ihrer Heimatstadt Ulm aufhalten.
Kopp hat fast zwei Jahrzehnte lang der Terrorszene angehört haben. Ihr Ehemann Carlos, von dem sie sich 1992 getrennt haben soll, war im August 1994 von Sudan an Frankreich ausgeliefert worden.
Sein mutmaßlicher Stellvertreter Weinrich wartet in der Berliner Haftanstalt Moabit auf seinen Prozeß.Siehe auch Seite 11
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