: Teheran und Moskau wollen kooperieren
■ Bei dem Besuch des stellvertretenden russischen Ministerpräsidenten wurde eine Zusammenarbeit vereinbart, die militärische und atomare Projekte einschließt
Teheran/Berlin (AFP/taz) – Rußland und Iran haben eine umfassende Kooperation für das kommende Jahrzehnt vereinbart, die auch eine militärische und atomare Zusammenarbeit vorsieht. Dies geht aus einer Erklärung hervor, die am Freitag nach Gesprächen des stellvertretenden russischen Ministerpräsidenten Oleg Dawidow in Teheran veröffentlicht wurde, wie die amtliche iranische Nachrichtenagentur Irna berichtete. Russischen Angaben zufolge umfaßt der Kooperationsvertrag strategisch sensible Projekte wie Militär, Atom, Öl, Energie und Banken.
„Rußland mißt den strategischen Beziehungen zu Iran große Bedeutung bei und erlaubt keinem Drittland, sich darin einzumischen“, sagte Dawidow einem iranischen Rundfunksender. Damit spielte er auf die USA an, die Rußland drängen, die atomare Kooperation mit dem Iran einzustellen. Die USA werfen Iran vor, ein Atomwaffenprogramm zu verfolgen.
Die russische Regierung hingegen ist besorgt über den zunehmenden US-amerikanischen Einfluß in den ehemaligen Sowjetrepubliken im Kaukasus und Mittelasien. Bei seinen Gesprächen mit Verteidigungsminister Mohammad Furusandeh, Außenminister Ali Akbar Welajati und Energieminister Bidschan Namdar-Sangheneh sprach Dawidow den Angaben zufolge auch über technische Unterstützung aus Rußland für die Fertigstellung des Atomkraftwerkes von Buschehr.
Zum Abschluß seines zweitägigen Besuchs in Teheran sagte Dawidow nach einem Bericht des britischen Rundfunksenders BBC, die finanziellen Differenzen, die den Bau des Atomkraftwerks im Südiran überschattet hätten, seien beigelegt. Das Atomkraftwerk, dessen Bau von der deutschen Firma Siemens begonnen worden war, wird den Iran ungefähr 800 Millionen Dollar kosten.
In der gemeinsamen Erklärung betonten beide Seiten ihre nahezu identischen Auffassungen hinsichtlich des kaspischen Meeres und seiner Ressourcen. Beide lehnen Verträge ab, mit denen Aserbaidschan und Kasachstan hauptsächlich westlichen Ölfirmen die Erkundung von Erdölvorkommen gestattet haben. Solche Verträge seien illegal, solange kein neuer rechtlicher Rahmen für die Erkundung der Meeresressourcen geschaffen worden sei, hieß es BBC zufolge in der Erklärung.
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